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Musiker

Prinzessin Amalie von Preussen

Prinzessin Amalie von Preussen - © (wikipedia)

geboren am 9.11.1723 in Berlin, Deutschland

gestorben am 30.3.1787 in Berlin, Deutschland

Amalie von Preußen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Prinzessin Anna Amalie von Preußen (* 9. November 1723 in Berlin; 30. März 1787 ebenda) war eine deutsche Komponistin und die jüngste Schwester Friedrichs des Großen.

Leben

Amalie, nach französischer Sitte auch Amélie genannt, wurde am 9. November 1723 geboren. Angeblich soll ihre Mutter die Schwangerschaft bis zuletzt nicht bemerkt haben. Sie wuchs gemeinsam mit ihrer Schwester Ulrike auf. Diese heiratete den schwedischen Thronfolger Adolph Friedrich, Herzog von Holstein-Gottorp, der eigentlich Amalie zugedacht war. Die jüngste Schwester Friedrichs des Großen wollte jedoch nicht vom Calvinismus zum Luthertum konvertieren.

Auf der Hochzeit ihrer Schwester im Juli 1744 soll Amalie den Fähnrich Friedrich von der Trenck kennengelernt haben. Dass sich hieraus eine intime Beziehung ergeben hat, ist historiographisch nicht nachweisbar; die Grundlage für diese Geschichte sind vor allem die teils ausgesprochen prahlerischen Lebenserinnerungen Trencks. Ein kürzlich aufgefundener Brief Trencks aus dem Jahr 1787 scheint allerdings zumindest eine große Vertrautheit zwischen ihm und der Prinzessin anzudeuten.[1] Amalie heiratete nie und wurde in der Folgezeit so verbreitet durch Hofchronisten in ihrem Verhalten mehr und mehr unausgeglichen, rechthaberisch und boshaft-sarkastisch. Trenck wurde 1745 verhaftet und ohne Anklage in die Festung Glatz in der Grafschaft Glatz gebracht, vermutlich weil Friedrich II. ihn der Spionage-Kontakte zu seinem Verwandten, dem in österreichischen Diensten stehenden Pandurenobersten Franz Freiherr von der Trenck, verdächtigte.

Friedrich der Große machte Amalie 1756 zur Äbtissin des weltlichen Stifts Quedlinburg, um seine unverheiratete Schwester standesgemäß zu versorgen. Ihr Stift besuchte sie jedoch eher selten, meist weilte sie in Berlin. Am Hofleben nahm sie vor allem während des Siebenjährigen Krieges Anteil. 1758 wagte sie unmittelbar nach der Schlacht von Hochkirch einen Besuch im Feldlager ihres Bruders.

Amalie begab sich mehrmals zu Bäderkuren nach Aachen und Spa, da sich ihr Gesundheitszustand mit zunehmendem Alter deutlich verschlechterte. Dort soll sie die Familie des Freiherrn von der Trenck kennengelernt haben. Nach dem Tod Friedrichs sollen sich nach einem allerdings eher uneindeutigen Bericht von Dieudonné Thiébault die erblindete Amalie und Trenck 1787 ein letztes Mal getroffen haben. Bei dieser Zusammenkunft soll sie ihm zugesichert haben, sich um eine seiner Töchter zu kümmern. Wenige Wochen später verstarb Amalie.

Aufgrund ihrer Eigenwilligkeit und ihrer Gesichtszüge sagte man Amalie nach, dass sie von allen Geschwistern ihrem königlichen Bruder am ähnlichsten war. Durch ihre Aktivitäten und ihr Engagement war sie ihm eine Vertraute. Friedrich zögerte daher auch nicht, wiederholt Amalies Schulden zu bezahlen.

Musikalisches Werk

Lange war angenommen worden, dass die musisch interessierte und begabte Amalia wegen ihres musikfeindlichen Vaters, des Soldatenkönigs, erst nach dessen Tod im Alter von 17 Jahren Unterricht im Cembalo- und Klavierspiel nehmen konnte. Neuere Forschungen haben jedoch ergeben, dass sie bereits spätestens seit 1734 gemeinsam mit ihrer Schwester Ulrike Unterricht beim Hoforganisten Gottlieb Hayne erhalten hat. Amalia stand in regem musikalischen Austausch mit Kronprinz Friedrich während dessen Rheinsberger Zeit.[2] Sie lernte Flöte, Laute, Orgel, Geige und Komposition. Bei ihrem ab 1758 für sie tätigen persönlichen Musiklehrer Johann Philipp Kirnberger lernte sie weitere Kompositionstechniken, wie etwa die Kontrapunkttechnik. Zu ihren eigenen Kompositionen gehörten neben Kantaten und Chorälen auch Märsche.

Amalie, deren größtes Vorbild Johann Sebastian Bach war, ist für ihre Sammlungen im Bereich der Bachforschung bekannt. Die Noten- und Manuskriptsammlung, die sogenannte Amalienbibliothek nicht zu verwechseln mit der Herzogin Anna-Amalia-Bibliothek gehört heute zu den Raritäten der Staatsbibliothek zu Berlin. Über die von Amalie eifersüchtig bewachte Sammlung berichtet der Dirigent Carl Friedrich Zelter:

"Prinzeß Amalie ließ mich einmal ihre Musikalien sehen, aber nur die Titel, durch das Glas der Schränke. Ein Werk nahm sie heraus, behielt es aber in Händen und ließ mich nur hineingucken. Da griff ich aber zu, um darin blättern zu können, und sie, erschrocken, machte Augen wie Wagenräder. Es waren die Augen ihres Bruders."

Amalie ist namentlich mit einer bis heute weitgehend erhaltenen Barockorgel verbunden. Für das Berliner Stadtschloss ließ sie durch Johann Peter Migendt und Ernst Julius Marx 1755 eine repräsentative Hausorgel bauen. Die Orgel war ihr wichtig genug, sie 1767 beim Umzug ins Palais Unter den Linden umsetzen zu lassen. Nach einigen weiteren Umsetzungen steht die Amalien-Orgel heute in der Kirche zur Frohen Botschaft in Berlin-Karlshorst. Sogar Carl Philipp Emanuel Bach erwähnt Amalie in seiner Autobiographie als seine königliche Mäzenin (neben Friedrich dem Großen), und er hat Orgelsonaten für sie geschrieben.

1776 ließ sich Amalie von Ernst Julius Marx eine zweite Orgel für das Vernezobre'sche Palais bauen, die nicht erhalten ist.

Residenzen

Wenn Amalie im Sommer in Berlin war, bewohnte sie das Vernezobre'sche Palais in der Berliner Wilhelmstraße, das ihr Bruder 1772 für sie erworben hatte. Das Palais wurde ab 1830 als Palais des Prinzen Albrecht bekannt und gehörte später zum Teil des Hauptquartiers der SS. Das ausgebombte und eingeebnete Gelände war nach dem Zweiten Weltkrieg ein Verkehrsübungsplatz. 1987 wurde das Gelände der Öffentlichkeit als Gedenkstätte Topographie des Terrors unter Einbeziehung der noch erhaltenen Keller zugänglich gemacht. Im Mai 2010 wurde ein neues Dokumentationszentrum eröffnet.

Im Winter wohnte Amalie im Palais Unter den Linden 7 (alte Zählung), nahe dem sogenannten Öden Haus mit Haus-Nummer 5 und nicht weit von der späteren Konditorei Fuchs Unter den Linden 11 (alle drei Hausnummern nach alter Zählung). Ab 1805 wohnte in dem Palais Nr. 7 die kunstliebende Dorothea, Herzogin von Kurland. Auf dem Gelände befindet sich heute die russische Botschaft.

Siehe auch

  • Liste deutscher Komponisten klassischer Musik

Film

  • 2002 wurde die Beziehung von Anna Amalia mit Trenck in Trenck Zwei Herzen gegen die Krone (TV) verfilmt, Anna Amalia wird dabei von Alexandra Maria Lara gespielt. Der Film geht mit den historischen Ereignissen sehr frei um. Am Ende des Films werden Anna Amalie und Trenck ein Paar und verlassen mit Genehmigung Friedrich II. Preußen.
  • Bereits 1932 wurde die Geschichte unter dem Titel Trenck verfilmt. Die Titelrolle wurde von Hans Stüwe, die Rolle der Prinzessin von Dorothea Wieck gespielt. Die Handlung hält sich weitgehend an die tatsächlichen Begebenheiten (Regie und Drehbuch: Heinz Paul).

Nachweise

  1. Christopher Frey: Friedrich von der Trencks Beziehung zu Prinzessin Amalie von Preußen sowie ein bisher unbekannter Brief Trencks. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, 116. Band, Heft 12 (2008), S. 146158.
  2. Adelheid Krause-Pichler: Anna Amalia von Preußen (1723-1787): Eine Prinzessin auf der Suche nach dem Schlüssel zur Kontrapunktkunst Johann Sebastian Bachs; in: Die Wiedergeburt einer Königin. Geschichte und Restaurierung der Amalien-Orgel in Berlin; S. 15f., Sandstein Verlag, Dresden 2010; ISBN 978-3-942422-16-1

Literatur

  • 1: 301. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Bd. , S. Anna Amalia
  • Tobias Debuch: Anna Amalia von Preussen (1723-1787). Prinzessin und Musikerin. Logos Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-89722-628-6.
  • Karin Feuerstein-Praßer: Friedrich der Große und seine Schwestern. Pustet, Regensburg 2006, ISBN 3-7917-2016-3, S. 221248.
  • Karl Janicke: Anna Amalie, Aebtissin von Quedlinburg in der Allgemeinen Deutschen Biographie (ADB), Bd. 1, S. 470471
  • Regina-Bianca Kubitscheck: Amalie von Preußen. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 28, Nordhausen 2007, ISBN 978-3-88309-413-7, Sp. 4146.
  • Walther Rohdich: Friedrich Faszination. 200 Tage aus seinem Leben. Podzun-Pallas, Friedberg 1986, ISBN 3-7909-0266-7, S. 6365.
  • Helmut Schnitter: Die ungleichen Schwestern. In: Helmut Schnitter (Hrsg.): Gestalten um Friedrich den Großen. Biographische Skizzen. Band 1. Preußischer Militär-Verlag, Reutlingen 1991, ISBN 3-927292-07-9, S. 6782 (Friedrich der Große in Zeit und Geschichte 1), (Schriftenreihe der Forschungsstelle der Militärgeschichte Berlin 1).
  • Tagebuchauszüge. In: Fridericus Rex. Geschichte und Geschichten um den großen König. Deutsche Verlags-Expedition, Stuttgart 1941 (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens 851, ZDB-ID 549927-6).
  • Valerian Tornius: Berühmte Frauen im Spiegel. Bohn & Sohn, Leipzig, 1940.

Weblinks

Vorgängerin Amt Nachfolgerin
Marie Elisabeth von Schleswig-Holstein-Gottorf Äbtissin von Quedlinburg
1756-1787
Sophie Albertine von Schweden

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