Gloria Estefan

Gloria Estefan

geboren am 1.9.1957 in La Habana, Ciudad de La Habana, Kuba

Gloria Estefan

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Gloria Estefan (* 1. September 1957 in Havanna als Gloria María Milagrosa Fajardo García) ist eine kubanisch-US-amerikanische Sängerin und Schauspielerin.

Leben und Karriere

Estefan wurde 1957 als Tochter von Gloria García und José Fajardo geboren. Ihr Vater war Leibwächter der Frau des Diktators Fulgencio Batista. Estefans Großvater (mütterlicherseits) Leonardo García wanderte von Pola de Siero in Spanien, wo er Estefans Großmutter heiratete, nach Kuba aus.[1][2] In den Wirren der Revolution flohen die Eltern mit ihr im Alter von 16 Monaten in die Vereinigten Staaten nach Lafayette, IN[3][4] und ließen sich dann in Miami nieder. Später nahm der Vater als Hauptmann in einer Panzereinheit an der Invasion in der Schweinebucht teil, wurde gefangen genommen, aber wieder an die Vereinigten Staaten ausgeliefert. Die Familie lebte in eher ärmlichen Verhältnissen im kubanischen Stadtviertel Miamis. Der Vater trat in den amerikanischen Militärdienst ein und meldete sich freiwillig zum Vietnam-Krieg. Von dort kehrte er als Kriegsveteran nach langer Gefangenschaft, gesundheitlich und seelisch schwer angeschlagen, in die Vereinigten Staaten zurück. Gloria Estefan entschloss sich daraufhin Psychologie zu studieren. Zu dieser Zeit besuchte sie die St. Michael-Archangel School[5] und die „Our Lady of Lourdes“ Akademie in Miami. Estefans Mutter sorgte sich derweil um ihren kranken Vater. Ihre Mutter arbeitete zwischenzeitlich auch als Lehrerin in Miami. Gloria Estefan verließ die Universität in Miami 1979 mit einem Bachelor of Arts in Psychologie und Französisch.[6][7] Während des Studiums arbeitete Estefan als Englisch-, Spanisch- und Französisch-Dolmetscherin beim Miami International Airport.[8][9] Estefan wurde als Katholikin aufgezogen.[10]

Auf einer Hochzeitsfeier lernte Estefan 1976 ihren späteren Mann, den kubanischen Landsmann Emilio Estefan junior, kennen. Sie heiratete ihn am 2. September 1978.[11][12] Das Paar hat einen Sohn (* 1980) und eine Tochter (* 1994). Die Familie lebt auf Star Island in Miami Beach.[12][13][14]

Außerdem lernte Estefan bei der Hochzeitsfeier 1976 Emilios Band „Miami Latin Boys“ kennen. Sie schloss sich ihnen an und sang neben ihrem Studium in der Band. Die Gruppe wurde ein Jahr später in Miami Sound Machine umbenannt. Sie veröffentlichten ihre Alben bei der in Miami ansässigen Plattenfirma Audiofon Records. 1977 wurde mit Live Again Renacer ihr erstes Album veröffentlicht. Ihre ersten Alben enthielten spanische und englische Titel und fanden wenig Beachtung.

1980 unterschrieb die Gruppe einen Vertrag mit CBS International und veröffentlichte dort das Album Miami Sound Machine, wodurch die Popularität der Gruppe stieg. Größere Bekanntheit erlangte sie im Sommer 1984, als sie sich dem englischsprachigen Disco-Pop zuwandte: Dr. Beat wurde der erste größere Erfolg der Gruppe. Das Lied war auf dem weltweit erfolgreichen Album Eyes of Innonce enthalten. Das folgende Album Primitive Love (1985) enthält die US-Top-Ten Hits Conga, Bad Boy und Words Get in the Way. Mit letzterem Titel bewies die Gruppe, dass sie sowohl mit Balladen als auch Popsongs erfolgreich sein kann. Für den Film Top Gun sang Estefan das Lied Hot Summer Nights.

Mit den weltweit millionenfach verkauften Alben Let It Loose (1987) und Cuts Both Ways (1989) wurde aus der Gruppe zunächst Gloria Estefan & the Miami Sound Machine. Let It Loose enthält den US Nummer-eins-Hit Anything for You, die Top-Ten Hits 1-2-3, Rhythm Is Gonna Get You und Can’t Stay Away from You. 1989 trat Gloria Estefan dann erstmals als Solointerpretin auf – sie wird aber bis heute von der Miami Sound Machine in wechselnder Besetzung bei ihren Konzerten begleitet.

Am 20. März 1990 wurde Estefan bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt und erholte sich nur sehr langsam von den Unfallfolgen. Ihre Erfahrung verarbeitete sie anschließend in dem Album Into the Light (1991), von dem der US-Nummer-eins-Hit Coming Out of the Dark ausgekoppelt wurde.

Mitte 1993 kam dann mit Mi Tierra, einem Album mit rein spanischsprachigen Titeln, der absolute Durchbruch: über acht Millionen verkaufte Exemplare weltweit und ein Grammy. An den Erfolg konnte sie 1995 noch einmal mit Abriendo Puertas anknüpfen, wofür sie ihren zweiten Grammy erhielt.

Daneben hat Estefan sich aber auch weiter dem englischsprachigen Pop gewidmet. Im Herbst 1994 kam Hold Me, Thrill Me, Kiss Me heraus, eine Kompilation der Lieblingslieder der Sängerin. Mitte 1996 folgte Destiny mit dem Olympia-Thema Reach und 1998 Gloria mit diversen Erfolgen wie Oye und Heaven’s What I Feel.

Ihren ersten Kino-Auftritt hatte Estefan zusammen mit Meryl Streep in Music of the Heart (1999).

Silvester 1999 veranstaltete Estefan mit ihrer Familie als Millenniumsfeier ein Mammut-Konzert für ihr spanischsprachiges Album: Alma Caribeña (2000). Für das darauf erschienene Stück No me dejes de querer gab es im Jahr 2000 einen Latin Grammy als bestes Musikvideo.

Nach der Veröffentlichung des Albums Greatest Hits Vol. 2 (2001) wurde es etwas stiller um Estefan, die sich zwischenzeitlich auch erfolgreich als Kinderbuchautorin betätigt hat. Im Spätsommer 2003 erschien ihr Album Unwrapped, auf welchem sie überwiegend ursprünglich lateinamerikanische Arrangements als englischsprachige Titel präsentierte. Mit 90 Millas veröffentlichte sie im September 2007 ihr viertes ausschließlich spanischsprachiges Album.

Stil und Bedeutung

Estefan hat ihre musikalischen Wurzeln sowohl in der englischsprachigen Popmusik als auch in lateinamerikanischen Rhythmen.

Mit Conga entstand ein Misch-Genre, der sogenannte „Crossover-Latin-Pop“. Aus dem Album Primitive Love erreichten 3 Singles die Top Ten der US-Charts (Bad Boy und Words Get in the Ways) und aus Let It Loose (1987) und Cuts Both Ways (1989) gingen ihre bis dahin größten kommerziellen Erfolge wie Anything for You (US Nr. 1), Don’t Wanna Lose You (US Nr. 1), 1 2 3 (US Nr. 3), Rhythm Is Gonna Get You (US Nr. 5), Here We Are (US Nr. 6), Can’t Stay Away from You, Get on Your Feet und Oye mi canto hervor.

Estefan ist in den Vereinigten Staaten zu einer wichtigen Pionierin lateinamerikanischer Musik geworden. Alle Liedtexte wurden für das amerikanische Publikum ins Englische übersetzt, in Abriendo Puertas werden zudem alle Rhythmen und Lieder den Hörern auf Englisch erklärt.

Ihr spanischsprachiges Album Alma Caribeña ist ein sogenanntes Konzeptalbum, in dem sich Gloria Estefan fast ausschließlich den langsamen Rhythmen Bolero und Bachata widmet. Trotzdem konnte Gloria Estefan nicht mehr an den Erfolg ihrer vorangegangenen Alben anknüpfen. Grund dafür ist vermutlich, dass das Album (mit Ausnahme von No me dejes de querer) weniger tanzbare Titel, aber dafür mehr Balladen enthält.

Im Titellied des gleichnamigen Albums Unwrapped bedient sich Gloria Estefan zum ersten Mal der andinen Kultur. Für das Musikvideo wurde dabei zum ersten Mal im großen Stil in den historischen Ruinen von Machu Picchu in Peru gedreht. Das Lied entspricht einem modernen Huayno. Text und Musik stammen vom peruanischen Komponist und Sänger Gianmarco Zignago.

Estefan fördert auch junge Talente, ein Beispiel dafür ist die brasilianische Musikgruppe Só Pra Contrariar. Durch die Zusammenarbeit wurde diese Gruppe im lateinamerikanischen Raum sehr bekannt und der Leadsänger Alexandre Pires ist mittlerweile ein erfolgreicher Solokünstler. Insbesondere der Song Santo, Santo, welcher 1999 auf dem Album Juegos de amor von Só Pra Contrariar mit Gloria Estefan veröffentlicht wurde, spielte dabei eine große Rolle. Der Song und das Video erklommen die Hitlisten im spanischsprachigen Raum, in Europa (außer Spanien) wurde der Song außer zu Testzwecken durch BMG nie veröffentlicht. Das änderte sich mit der aktuellen Kompilation Oye mi canto von Oktober 2006, wo dieses Lied erstmals offiziell auf einem Tonträger in ganz Europa erschienen ist.

Im November 2015 bekam Estefan von US-Präsident Barack Obama die Presidential Medal of Freedom verliehen.

Diskografie

Hauptartikel: Gloria Estefan/Diskografie

Alben

Jahr Titel Chartplatzierungen[15][16][17][18] Anmerkungen
Deutschland DE Osterreich AT Schweiz CH Vereinigtes Konigreich UK Vereinigte Staaten US
1986 Primitive Love
41
(5 Wo.)
300! 300! 300! 21
(75 Wo.)
Erstveröffentlichung: 11. Juli 1985
mit Miami Sound Machine, US:
1987 Let It Loose
57
(5 Wo.)
300! 300! 300! 6
(97 Wo.)
Erstveröffentlichung: 1. Juni 1987
mit Miami Sound Machine, US:
1988 Anything for You
300! 300! 300! 1
(54 Wo.)
300!
Erstveröffentlichung: August 1988
mit Miami Sound Machine, UK:
1989 Cuts Both Ways
27
(44 Wo.)
300! 13
(18 Wo.)
1
(64 Wo.)
8
(69 Wo.)
Erstveröffentlichung: 5. Juli 1989
DE/CH: , UK: , US:
1991 Into the Light
19
(25 Wo.)
30
(1 Wo.)
6
(14 Wo.)
2
(36 Wo.)
5
(68 Wo.)
Erstveröffentlichung: 29. Januar 1991
UK: , US:
1993 Mi Tierra
59
(10 Wo.)
300! 25
(8 Wo.)
11
(11 Wo.)
27
(46 Wo.)
Erstveröffentlichung: 22. Juni 1993
CH: , US: + US: (Standard)
Grammy (Best Tropical Latin Performance)
1993 Christmas Through Your Eyes
300! 300! 300! 300! 43
(8 Wo.)
Erstveröffentlichung: 28. September 1993
US:
1994 Hold Me, Thrill Me, Kiss Me
90
(3 Wo.)
300! 40
(7 Wo.)
5
(19 Wo.)
9
(44 Wo.)
Erstveröffentlichung: 14. Oktober 1994
UK: , US:
1995 Abriendo puertas
300! 300! 16
(8 Wo.)
70
(1 Wo.)
67
(16 Wo.)
Erstveröffentlichung: 9. Oktober 1995
US: + (Standard)
Grammy (Best Tropical Latin Performance)
1996 Destiny
35
(14 Wo.)
24
(12 Wo.)
15
(17 Wo.)
12
(9 Wo.)
23
(40 Wo.)
Erstveröffentlichung: 4. Juni 1996
UK: , US:
1998 Gloria!
34
(10 Wo.)
300! 12
(14 Wo.)
16
(4 Wo.)
23
(16 Wo.)
Erstveröffentlichung: 30. Mai 1998
US:
1998 VH1 Divas Live
39
(10 Wo.)
11
(12 Wo.)
11
(14 Wo.)
300! 21
(20 Wo.)
Erstveröffentlichung: Oktober 1998
mit Mariah Carey, Shania Twain, Carole King
Aretha Franklin, Céline Dion
2000 Alma Caribeña – Caribbean Soul
18
(18 Wo.)
50
(1 Wo.)
9
(16 Wo.)
44
(1 Wo.)
50
(9 Wo.)
Erstveröffentlichung: 14. Mai 2000
US: + (Standard)
Grammy (Best Tropical Latin Performance)
2003 Unwrapped
26
(11 Wo.)
300! 2
(30 Wo.)
300! 39
(5 Wo.)
Erstveröffentlichung: 22. September 2003
CH:
2007 90 Millas
46
(2 Wo.)
300! 4
(10 Wo.)
300! 25
(7 Wo.)
Erstveröffentlichung: 17. September 2007
2011 Miss Little Havana
300! 300! 300! 300! 28
(3 Wo.)
Erstveröffentlichung: 27. September 2011
2013 The Standards
300! 300! 300! 66
(1 Wo.)
20
(6 Wo.)
Erstveröffentlichung: 6. September 2013

Filmografie (Auswahl)

  • 1986: Club Med (Fernsehserie, eine Episode)
  • 1989: Postcard from Miami with Clive James (Fernsehserie, eine Episode)
  • 1993: The Hypnotic World of Paul McKenna (Fernsehfilm)
  • 1999: Music of the Heart
  • 2000: Little Angelita
  • 2000: For Love or Country: The Arturo Sandoval Story (Fernsehfilm)
  • 2000: Frasier (Fernsehserie, Episode Something About Dr. Mary)
  • 2003: Famous: The Making of Unwrapped (Dokumentation)
  • 2005: A Capitol Fourth (Fernsehfilm)
  • 2007: 90 Millas Documentary (Dokumentation)
  • 2008: Marley & Me
  • 2009: G-Force – Agenten mit Biss (G-Force)
  • 2009: Kathy Griffin: My Life on the D-List (Fernsehserie, Episode Rosie and Gloria and Griffin … Oh My!)
  • 2010: Recording: The History of Recorded Music (Dokumentation)
  • 2010: The Marriage Ref (Fernsehserie, eine Episode)
  • 2012: Glee (Fernsehserie, Episode Goodbye)

Andere geschäftliche Betätigungen

Estefan ist zusammen mit ihrem Mann Eigentümer von mehreren Unternehmen, unter anderem sieben kubanischen Restaurants. Die Restaurants befinden sich in Miami, Miami Beach, Downtown Miami, in der American Airlines Arena, in Orlando, Mexiko-Stadt und Puerto Vallarta (Mexiko). Außerdem gehören ihnen zwei Hotels, das Costa d’Este in Vero Beach und das Cardozo in Miami Beach. Dazu gehören ihnen Anteile des in Miami ansässigen Footballteams Miami Dolphins.

Bücher

  • The Magically Mysterious Adventures of Noelle the Bulldog (2005) ISBN 0-06-082623-1.
  • Noelle’s Treasure Tale: A New Magically Mysterious Adventure (2006)
  • Estefan’s Kitchen (2008)

Siehe auch

  • Kubanische Musik

Weblinks

 Commons: Gloria Estefan – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gloria Estefan Biography on Family Roots. In: lne.es (spanisch).
  2. Gloria Estefan Interview. In: ar-revista.com (spanisch).
  3. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  4. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  5. Sister Ann Christine Charron. (PDF; 385 kB) ihmsisters.org (englisch), IHM Sisters – Then and Now, January 2010, Sister Ann Christine Charron, IHM., who had mentored Gloria Estefan at St. Michael-Archangel School.
  6. Gloria Estefan. In: sun-sentinel.com (englisch).
  7. Gloria Estefan Biography. In: Biography.com.
  8. Gloria Estefan Could Have Been a Spy. In: people.com, 4. März 2009 (englisch).
  9. Gloria Estefan: 'La CIA me propuso ser espía. In: People en Espanol, 3. März 2009 (spanisch).
  10. Miami’s GOLDEN GIRL; She turned down the film role of Evita. But rags-to-riches music queen Gloria Estefan has an even more dramatic tale to tell.... In: Scottish Daily Record & Sunday, 30. Mai 1998. 
  11. Gloria Estefan biography. In: gloriaestefan.com. 2. September 2008, archiviert vom Original am 11. Juli 2011, abgerufen am 20. September 2015 (englisch).
  12. a b Emilio Estefan biography
  13. Gloria Estefan’s Miami Beach, Florida home. celebritydetective.com (englisch).
  14. Tijana Ilich: Gloria Estefan – Biography of a Latin Superstar. In: latinmusic.about.com (englisch).
  15. Chartquellen: Singles Alben DE (Gloria Estefan) DE (Miami Sound Machine) US (Gloria Estefan) US (Miami Sound Machine) Mylo – Doctor Pressure
  16. Gold-/Platin-Datenbanken: DE CH UK US
  17. Miami Sound Machine in den Official UK Charts (englisch)
  18. Gloria Estefan in den Official UK Charts (englisch)
Diese Seite wurde zuletzt geändert am 14.10.2017 22:23:27

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