Musikdatenbank
Musiker
Johann Christian Schieferdecker
geboren am 10.11.1679 in Teuchern, Sachsen-Anhalt, Deutschland
gestorben am 5.4.1732 in Lübeck, Schleswig-Holstein, Deutschland
Johann Christian Schieferdecker
Johann Christian Schieferdecker (auch Schiefferdecker; * 10. November 1679 in Teuchern bei Weißenfels; † 5. April 1732 in Lübeck) war ein deutscher Kirchenmusiker, Organist und Komponist.
Leben
Schieferdecker wurde als Sohn eines Kantoren und Organisten in Teuchern geboren. Nach dem Besuch der Leipziger Thomasschule studierte er an der Leipziger Universität. Sein Freund Reinhard Keiser, der ebenfalls aus Teuchern stammte, holte ihn 1702 als Cembalist an das Hamburger Opernhaus am Gänsemarkt, wo er auch komponierte. Schon zwei Jahre später wurde er zunächst Schüler, dann Assistent bei Dieterich Buxtehude an der Lübecker Marienkirche. Als Buxtehude 1707 starb, wurde Schieferdecker sein Nachfolger. In diesem Zusammenhang musste er Anna Margareta Buxtehude, eine der Töchter seines Vorgängers, heiraten. Johann Mattheson berichtete, dass diese Bedingung ihn selbst, Händel und Johann Sebastian Bach davon abgehalten hatte, sich um Buxtehudes Nachfolge zu bemühen. Schieferdeckers Nachfolger wurde Johann Paul Kunzen.
Ehrungen
Nach Schieferdecker wurde der Asteroid (7881) Schieferdecker benannt.
Werk
Von Schieferdeckers sicher umfangreichem Werk ist sehr wenig erhalten. Fest steht, dass er den von Franz Tunder begonnenen und von Buxtehude an der Marienkirche fest etablierten Zyklus öffentlicher Konzerte, die Abendmusiken, weiterführte. Von seinen dafür komponierten Werken wie Der geduldige Creutz-Träger Hiob (1720) oder Der feurige Untergang Sodoms und Gomorrae (1721) sind jedoch lediglich die Textbücher für die Aufführungen der Jahre 1714 bis 1729 vorhanden. Von 1707 bis 1714 war der Jurist und Dichter Andreas Lange ihr Librettist, 1716 und 1717 war es Michael Christoph Brandenburg.
An weiteren Werken sind erhalten unter anderem die geistlichen Konzerte:
- Auf, auf, mein Herz, Sinn und Gemüte (Bruxelles, Conservatoire 899) für Bass, 2 Violinen, Viola da gamba und Cembalo
- Weicht, ihr schwartzen Trauerwolken (Bruxelles, Conservatoire 900) für Bass, 2 Violinen, Viola da gamba und Cembalo
- Triumph, Triumph, Belial ist nun erleget (Bruxelles, Conservatoire 901) für Bass, 2 Violinen, Viola da gamba und Cembalo
- In te Domine speravi (Staatsbibliothek Berlin Mus.ms. 30095, 1081) für Tenor, Violine und Basso continuo
sowie die Orchesterouvertüren und -suiten:
- XII. Musicalische Concerte, bestehend aus etlichen Ouverturen und Suiten. Hamburg 1713 (Wiesentheid, Musiksammlung der Grafen von Schönborn-Wiesentheid) für 3 Violinen, Viola, 3 Oboen, Fagott und Basso continuo.
Literatur
- Textbücher der Lübecker Abendmusiken (Sammlung aller Textbücher von 1714 bis 1729)
- Digitalisat, Stadtbibliothek Lübeck
- Johann Mattheson: Grundlage einer Ehrenpforte. Hamburg 1740.
- Arndt Schnoor, Volker Scherliess: „Theater-Music in der Kirche“. Zur Geschichte der Lübecker Abendmusiken. Lübeck 2003. ISBN 3-933652-15-4
Aufnahmen
- Geistliche Konzerte: Triumph, Triumph, Belial ist nun erleget; Auf, auf, mein Herz, Sinn und Gemüte; In te Domine speravi; Weicht, ihr schwarzen Trauerwolken. Klaus Mertens, Hamburger Ratsmusik, Simone Eckert. Carus-Verlag, 2012
- [Auswahl der Concerte Nr. 1, 5, 6, 8, 10 und 13:] Musicalische Concerte (Hamburg 1713). Elbipolis Barockorchester Hamburg. Challenge Classics, 2011
Weblinks
- Projekte 2012 der Hamburger Ratsmusik, abgerufen am 15. Juli 2014
- Einzelne Informationen zu Schieferdecker auf der Seite des Reinhard-Keiser-Vereins Teuchern, abgerufen am 15. Juli 2014
Noten und Audiodateien
- Noten und Audiodateien von Johann Christian Schieferdecker im International Music Score Library Project
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Dieterich Buxtehude | Organist an St. Marien zu Lübeck 1707–1732 |
Johann Paul Kunzen |
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