Ivry Gitlis

Ivry Gitlis

geboren am 22.8.1922 in Haifa, Israel

gestorben am 24.12.2020 in Paris, Île-de-France, Frankreich

Ivri Gitlis

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Ivry Gitlis (hebräisch ‏ ‎‎; * 22. August 1922, nach anderen Quellen 1927, in Haifa, damals Völkerbundsmandat für Palästina) ist ein israelisch-französischer Violinist.

Leben

Gitlis stammt aus einer Familie russischer Einwanderer, seine Mutter war Sängerin, sein Großvater Kantor. Im Alter von sechs Jahren erhielt er ersten Unterricht. Mit neun Jahren gab er erste Konzerte, mit zehn Jahren wurde Bronisaw Huberman auf ihn aufmerksam und sorgte dafür, dass er zu weiteren Studien nach Paris geschickt wird. Dort erhielt er Unterricht bei gleich drei hochberühmten Geigern, Carl Flesch, George Enescu und Jacques Thibaud. Während des Krieges gelang seiner Mutter und ihm die Flucht nach England, wo er zunächst in einem Rüstungsbetrieb arbeitete, um seinen Beitrag zum Krieg gegen das nationalsozialistische Deutsche Reich zu leisten, danach engagierte er sich mit zahllosen Konzerten in der Truppenbetreuung.

Mitte der 1950er Jahre nahm er einschlägige Schlachtrösser der Violinliteratur mit den Wiener Symphonikern (a.k.a. Pro Arte Orchestra) auf, die Violinkonzerte von Peter Tschaikowski, Max Bruch, Felix Mendelssohn und Jean Sibelius, aber auch das 2. Violinkonzert von Béla Bartók sowie dessen Sonate für Violine solo.

In diesen Jahren wurde er zu einem engagierten Anwalt der neuen und neuesten Musik, seine Konzerte hatten Kultstatus in den intellektuellen Pariser Existenzialistenkreisen. In den 1960er Jahren folgten Aufnahmen der Violinkonzerte 1 und 2 von Paganini, aber auch Aufnahmen von Violinkonzerten der klassischen Moderne, etwa von Igor Strawinski, Paul Hindemith und Alban Berg (auch dessen Konzert für Violine, Klavier und Bläser). 1965 kam es zu einem bejubelten Auftritt mit den Berliner Philharmonikern mit Bartoks 1. Violinkonzert, gleichwohl spielte er zwei Jahre später dort einen Violinabend vor halbleeren Rängen.

Im Mai 1968 spielte er mit Martha Argerich in Paris auf der Straße. 1968 trat er gemeinsam mit Yoko Ono in deren Dirty-Mac-Project beim Rolling Stones Rock and Roll Circus auf (auf DVD wiederveröffentlicht).

1971 spielte er die Uraufführung des Solostücks Piece for Ivri von Bruno Maderna, 1972 die Uraufführung eines Solostücks von Iannis Xenakis. 1972 nahm er an einer großen Konzertreihe in Tel Aviv zur Erinnerung an Bronislaw Huberman teil, zu der sich die damalige Weltelite der Geiger traf, u. a. die ganz jungen Pinchas Zukerman, Itzhak Perlman. Wiederum spielte er Bartóks 1. Violinkonzert.

1980 erschien seine Autobiographie (in französischer Sprache). 1988 wurde er Botschafter der UNESCO.

In den 1990er Jahren erschien eine CD in Japan mit einschlägigen Zugabestückchen, in denen er seine geigerische Brillanz an zweifelhaftem Material erneut beweist. Hochbetagt gab er im Mai 2001 Konzerte mit Martha Argerich, bei denen er die Kreutzer-Sonate von Ludwig van Beethoven und die Violinsonaten von César Franck und Claude Debussy spielte.

Er spielt eine Stradivari mit dem Beinamen Sancy von 1713.

Literatur

  • Joachim W. Hartnack: Große Geiger unserer Zeit. 4., überarb. u. erg. Neuauflage 1993, ISBN 3-254-00171-0
  • Harald Eggebrecht: Große Geiger. Kreisler, Heifetz, Oistrach, Mutter, Hahn und Co. Piper Taschenbuch Verlag 2005, ISBN 3-492-24302-9
  • Alfred Roeseler mit Norbert Hornig: Große Geiger unseres Jahrhunderts. Erweiterte Neuausgabe, Piper Taschenbuch Verlag 1996, ISBN 3-492-22375-3
  • Stefan Drees (Hrsg.): Lexikon der Violine. Laaber-Verlag 2004, ISBN 3-89007-544-4
  • Anne Midgett: Martha Argerich and Ivry Gitlis: Private: Knock Before Entering. New York Times vom 25. Mai 2001
  • Nicole Coppey: Interview mit Ivry Gitlis. Schweizer Musikzeitung Juli/August 2008 (PDF; 171 kB)

Weblinks

Ivri Gitlis in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database The way famous instruments went: Einschlägige gut informierte Website

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