Pippo Pollina

Pippo Pollina

geboren am 18.5.1963 in Palermo, Sicilia, Italien

Pippo Pollina

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Chartplatzierungen
(vorläufig)
Erklärung der Daten
Alben[1]
Süden (Schmidbauer / Pollina / Kälberer)
  DE 50 29.06.2012 (5 Wo.)
L’appartenenza
  DE 72 31.01.2014 (1 Wo.)
  CH 20 26.01.2014 (4 Wo.)
Il sole che verrà
  DE 62 20.01.2017 (1 Wo.)
  CH 3 22.01.2017 (… Wo.)
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Pippo Pollina (* 18. Mai 1963 in Palermo; eigentlich Giuseppe Pollina, ausgesprochen „Pòllina“, auf „o“ betont) ist ein Italienischer Liedermacher und Musiker.

Lebenslauf

Pippo Pollina ist in Palermo als Sohn des Anwalts Enzo Pollina und der Mutter Giuseppina geboren und lebte dort bis zu seinem 21. Lebensjahr. Mit sechs Jahren wurde Pollina beim Spielen von einem Auto angefahren. Dieser schwere Unfall, den der Junge nur um Haaresbreite überlebte, bescherte ihm eine starke Einschränkung des Sehvermögens und beeinflusste die Kindheit des Musikers nachhaltig. So entwickelte er schon früh Interesse an Musik, Politik und Archäologie – Themen, die sein Werk bis heute prägen.[2]

Mit anderen Jungen gründete Pippo die Gruppe „Agricantus“, mit der er erste musikalische Erfahrungen im Ausland sammeln konnte, darunter auch ein Konzert in der damaligen DDR. Die Musik dieser Phase orientierte sich an der chilenischen und politisch stark engagierten Gruppe Inti-Illimani und verband diese Einflüsse mit Klängen der sizilianischen Volksmusik und dem sizilianischen Dialekt. Schon früh nahm Pippo Pollina am Konservatorium „Amici della musica“ zu Palermo das Studium der klassischen Gitarre und Musiktheorie auf.[3]

Pollina begann an der Universität Palermo Jura zu studieren, nicht um in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, sondern um sich als politischer Journalist gegen die Mafia zu engagieren, deren Einfluss in Sizilien damals extrem hoch war und der das Leben der Menschen alltäglich beeinflusste. In dieser Zeit, zu Beginn der 1980er Jahre, begann Pollinas Mitarbeit in der catanesischen Monatszeitschrift „I siciliani“, deren Chefredakteur Giuseppe Fava zu den Journalisten gehörte, die gegen die Mafia arbeiteten und darum bemüht waren, die engen Verbindungen zwischen Politik und Mafia zu enthüllen. Fava hatte konkrete Namen von Politikern genannt, die mit der Cosa Nostra zusammenarbeiteten, und wurde daraufhin in Catania von der Mafia ermordet. Für Pollina war dieser Angriff der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Die ausweglose politische Lage und wachsenden künstlerischen Spannungen mit „Agricantus“ veranlassten ihn, sein Studium zu unterbrechen und eine Aus- und Reflexionszeit außerhalb Süditaliens zu nehmen. So brach Pollina 1985 als Straßenmusiker auf eine Reise durch ganz Europa auf, von der er letztlich nie mehr ganz nach Sizilien zurückkehrte. Dennoch blieb er seiner Heimat bis heute verbunden und engagiert sich aus der Ferne, vor allem musikalisch, gegen Machtmissbrauch und Korruption und für den Frieden.[4]

Der Sprung, seine Musik von der Straße auf die Bühne und auf Tonträger zu bringen, wurde durch die Bekanntschaft mit dem Schweizer Liedermacher Linard Bardill initiiert, der Pollina ansprach, während er in Luzerns Fußgängerzone musizierte. Bardill lud den jungen Unbekannten ein, ihn sowohl auf seinem neuen Album „I nu passaran“ als auch auf der dazugehörigen 60 Konzerte umfassenden Tour zu begleiten. Dies war der Auftakt der professionellen musikalischen Aktivität Pollinas und der Beginn einer bis heute bestehenden, musikalisch geprägten Freundschaft, aus der noch weitere gemeinsame Alben hervorgingen.[5]

Entscheidend für den Bekanntheitsgrad Pollinas war auch die Bekanntschaft und Zusammenarbeit mit Konstantin Wecker, der vom Talent des jungen Italieners so überzeugt war, dass er ihn einlud, gemeinsam Stücke zu schreiben. Frucht dieser Zusammenarbeit sind die zweisprachigen Lieder „Questa nuova realtà“ und „Terra“, die beide Künstler auf Weckers „Uferlos“-Tour 1993 gemeinsam auf der Bühne sangen. Pippo Pollina erhielt außerdem die Gelegenheit, sich selbst und seine eigene Musik zu präsentieren.[6]

Inzwischen ist Pippo Pollina in Deutschland, Italien, Österreich, Frankreich, der Schweiz und den Niederlanden unterwegs und findet immer neue musikalische Ausdrucksmöglichkeiten mit verschiedenen Musikern und instrumentellen Besetzungen. Er lebt in Zürich, ist verheiratet und hat zwei Kinder, die ebenfalls musikalisch aktiv sind. Pollinas Tochter ist Teil des akustischen Duos „Steiner und Madlaina“,[7] sein Sohn ist mit deutschen Texten musikalisch als „Faber“ unterwegs.[8]

Musik

Pollinas Musik ist vor allem durch seinen kraftvollen, emotionalen Gesang und seine lyrischen Erzählungen geprägt. Er verfasst seine Texte in italienischer Sprache, in Einzelfällen auch in sizilianischem Dialekt. Er verwebt an inhaltlich passender Stelle immer wieder Zeilen anderer europäischer Sprachen in seinen Texten. Er selbst begleitet sich auf der Gitarre, am Klavier oder mit dem Tamburin, einem Instrument, das traditionell in der sizilianischen Musik eingesetzt wird.

Charakteristisch ist Pollinas Offenheit für die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern, die dazu geführt hat, dass er sich in seiner langen musikalischen Laufbahn stets weiter entwickelt hat und verschiedene stilistische Varianten ausformen konnte. Er arbeitete unter anderem mit Georges Moustaki, Inti-Illimani, Franco Battiato, Nada, Charlie Mariano, Konstantin Wecker, Linard Bardill, Patent Ochsner und Schmidbauer/Kälberer zusammen.

Eine besondere Arbeit Pollinas war die Komposition einer Oper mit dem Titel „Ultimo volo“ („Der letzte Flug“). Das Werk ist der Tragödie von Ustica gewidmet. Die Oper wurde am 27. Juni 2007 in Bologna uraufgeführt und anschließend auch in die deutsche Sprache übersetzt und in Deutschland dargeboten.[9][10]

Im Jahr 2009 veröffentlichte Pollina das Album „Fra due Isole“ (dt: Zwischen zwei Inseln) in Zusammenarbeit mit dem Jugendorchester des Konservatoriums von Zürich unter der Leitung von Massimiliano Matesic. Die Musiker unternahmen eine Tournee durch Italien. Diese Tournee wurde filmisch dokumentiert und ist als DVD erhältlich.[11]

Das Album „Süden“, das Pollina mit dem bayrischen Duo Schmidbauer/Kälberer konzipierte und auf einer 99 Konzerte umfassenden Tournee in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz präsentierte, erschien 2013. Diese erfolgreiche Kollaboration fand ihren Höhepunkt bei einem finalen 100. Konzert in der Arena von Verona im August 2013.[12]

Das Album L’appartenenza (Die Zugehörigkeit) erschien im Januar 2014. Vom Frühjahr 2014 bis Sommer 2015 tourte Pollina damit u. a. durch Deutschland, Österreich, die Schweiz und Italien. Mit L’appartenenza gelang ihm erstmals; mit einem nur aus eigenen Liedern bestehenden Album; der Einstieg in die Charts in Deutschland und der Schweiz. Die Tournee endete im August 2015 mit dem Finale im Hallenstadion zu Zürich, unter anderem mit Orchester und vielen musikalischen Gästen.

Im Januar 2017 erschien das Album Il sole che verrà (die Sonne, die wieder kommt). Die CD konnte die bisher höchsten Chartplatzierungen erreichen, Rang 3 in der Schweiz, Rang 62 in Deutschland. Auf diesem Album befinden sich auch Duette mit der Sopranistin Odilia Vandercruysse, der argentinischen Sängerin Marili Machado und der norwegischen Sängerin Rebekka Bakken. Seit dem Erscheinen tourt Pollina mit seiner Band auch wieder in Europa, hauptsächlich in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Italien.

Film

Pollina war neben seiner musikalischen Aktivität auch als männlicher Hauptdarsteller im Kinofilm „Ricordare Anna“ (2005) des Schweizer Regisseurs Walo Deuber zu sehen. Das Drama erzählt die wahre Geschichte eines sizilianischen Straßenmusikers, der an Aids stirbt und dem die ebenfalls infizierte Frau und deren zwei Kinder in den Tod folgen. Pollina wurde für die Rolle ausgewählt, weil er den Musiker zu Lebzeiten gekannt und geschätzt hatte.[13]

Diskografie

  • 1987: Mitarbeit bei I Nu Passaran von Linard Bardill
  • 1987: Aspettando che sia mattino
  • 1988: Stück La casa di Armon als Beitrag zur Compilation Viva Natira
  • 1989: Sulle orme del Re Minosse
  • 1991: Nuovi giorni di settembre
  • 1993: Questa nuova realtà (Single, gemeinsam mit Konstantin Wecker)
  • 1993: Le pietre di Montsegùr
  • 1995: Dodici lettere d’amore
  • 1996: Stück L’anima ombrosa del mio verbo als Beitrag zur Compilation Stop Aids Songs
  • 1997: Cambierà (single)
  • 1997: Il giorno del falco
  • 1998: Ken (Maxi Single)
  • 1999: Finnegan’s Wake (Single)
  • 2000: Rossocuore
  • 2000: Elementare Watson
  • 2001: Versi per la libertà
  • 2002: Insieme (gemeinsam mit Linard Bardill)
  • 2002: Gioia di vivere auf dem Album Ma dove vai von Ombre di Luci
  • 2003: Camminando (Compilation)
  • 2003: Racconti brevi
  • 2005: Bar Casablanca
  • 2005: Chiaramonte gulfi (Single)
  • 2006: Racconti e canzoni (Live-CD und DVD)
  • 2007: Ultimo volo (Theateroper über das Flugzeugunglück von Ustica)
  • 2008: Di nuovo insieme (live, gemeinsam mit Linard Bardill)
  • 2009: Caffè Caflisch (Canzoni di amanti e migranti / Lieder über die Heimat in der Fremde, gemeinsam mit Linard Bardill)
  • 2009: Fra due isole (mit dem Jugendsymphonieorchester des Zürcher Konservatoriums)
  • 2012: Süden (mit Werner Schmidbauer (Musiker) und Martin Kälberer)
  • 2014: L’appartenenza
  • 2014: Grande Finale (Livemitschnitt aus der Arena di Verona)
  • 2017: Il sole che verrà

DVD

  • 2005: Ricordare Anna (Spielfilm)
  • 2006: Viaggio in Italia – 6 Tage, 6 Konzerte 36000 Kilometer
  • 2006: Racconti e canzoni (live)
  • 2012: Zwischen Inseln – Fra due Isole (Doppel DVD, Dokumentation und Konzert)
  • 2013: Süden – Das Konzert (Live aus dem Zirkus Krone)
  • 2013: I concerti del compleanno (Geburtstagskonzerte) – Pippo Pollina & Band live at Volkshaus Zürich (Triple DVD)[14]
  • 2014: Grande Finale (Livemitschnitt des Konzertes in der Arena di Verona)

Preise und Auszeichnungen

Er wurde u.a. 1996 mit dem Ravensburger Kupferle ausgezeichnet, erhielt 2012 den Schweizer KleinKunstPreis und im Jahr darauf den Preis „Freiburger Leiter Musik 2013“ der 25. Internationalen Kulturbörse Freiburg.[15][16]

  • 1989: Preis des Schweizer Fernsehens
  • 1996: Förderpreis der Stadt Zürich
  • 1996: Ravensburger Kupferle
  • 1999: Sterne des Jahres-Preis der Abendzeitung München
  • 2003: Preis Una Casa per Rino, Crotone
  • 2005: Preis des Festivals der unabhängigen Labels in Faenza
  • 2005: Preis der Stadt Palermo für die Rolle in Ricordare Anna
  • 2007: Preis Premio alla Carriera beim Festival des italienischen Autorenliedes Canzone italiana d'autore in München
  • 2009: Preis der deutschen Schallplattenkritik für die CD Caffè Caflish
  • 2009: Preis Padre Pino Puglisi nel mondo, Palermo
  • 2010: Preis Pino Veneziano, Trapani
  • 2011: Preis Premio Giacosa Colleretto
  • 2011: Preis Premio musica e cultura-Peppino Impastato
  • 2011: Preis Premio Lunezia, Marina di Carrara
  • 2012: Preis Premio lettarario città di Sciacca
  • 2012: Schweizer KleinKunstPreis, Thun
  • 2013: Preis der Freiburger Kulturbörse Freiburger Leiter

Literatur

  • Camminando, Camminando. Der sizilianische Cantautore Pippo Pollina im Gespräch mit Benedetto Vigne. Facteon Verlag, Besigheim 1997.
  • Nando dalla Chiesa: Storie eretiche di cittadini perbene. Edizioni Einaudi, ISBN 88-06-14324-7.
  • Frank Baasner: Poesia cantata 2. Die italienischen Cantautori zwischen Engagement und Kommerz. Niemeyer Verlag, Tübingen 2002, ISBN 3-484-50387-4.
  • iangilberto Monti, Veronica Di Pietro: Dizionario dei cantautori. Garzanti, Milano 2003, ISBN 88-11-74035-5.
  • Stefan Loeffler: Begegnungen mit Pippo Pollina. Kawe8 Verlag, Ulm 2005, ISBN 3-9810137-0-0.
  • Franco Vassia: Abitare Il Sogno. Vita e Musica di Pippo Pollina. Stampa Alternativa, Viterbo.
  • Franco Vassia: Über die Grenzen trägt uns ein Lied. Leben und Musik von Pippo Pollina. Rombach Verlag, Freiburg i. Br. 2011, ISBN 978-3-7930-5073-5.

Weblinks

 Commons: Pippo Pollina – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Chartquellen: Deutschland - Schweiz
  2. Vgl. Franco Vassia: „Über die Grenzen trägt uns ein Lied.“ Rombach Verlag KG, Freiburg i. Br., ISBN 978-3-7930-5073-5, S. 17–28
  3. biografie bei lamb-art
  4. Vgl. Franco Vassia: „Über die Grenzen trägt und ein Lied.“ S. 58–78
  5. Vgl. Franco Vassia: „Über die Grenzen trägt und ein Lied.“ S. 117–124
  6. Vgl.Franco Vassia: „Über die Grenzen trägt uns ein Lied.“ S. 154–160
  7. steinermadlaina auf soundcloud
  8. https://www.facebook.com/fabermusik?fref=ts
  9. Vgl. Franco Vassia: „Über die Grenzen trägt uns ein Lied.“ S. 238–243 und 248–257
  10. http://www.taz.de/!109997/
  11. zwischendeninseln.com
  12. südenmusik
  13. Vgl. Franco Vassia: „Über die Grenzen trägt und ein Lied.“ S. 223
  14. Vgl. www.pippopollina.com/Opere/Dvd
  15. http://www.ktv.ch/d/58/
  16. Freiburger Leiter Musik 2013
Diese Seite wurde zuletzt geändert am 16.11.2017 16:10:10

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