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Musiker

Johann Joachim Quantz

Johann Joachim Quantz - © Johann Joachim Quantz, painting by Johann Friedrich Gerhard, 1735

geboren am 30.1.1697 in Oberscheden bei Göttingen, Niedersachsen, Deutschland

gestorben am 12.7.1773 in Potsdam, Brandenburg, Deutschland

Johann Joachim Quantz

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Johann Joachim Quantz (* 30. Januar 1697 in Scheden, Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg als Hanß Jochim Quantz[1]; † 12. Juli 1773 in Potsdam) war ein deutscher Flötist, Flötenbauer, Komponist und Flötenlehrer Friedrichs des Großen. Seine Zeitgenossen schrieben ihn auch Quanz.

Leben

Quantz wurde als fünftes Kind des Hufschmieds Andreas Quantz in Oberscheden im gerade erst gebildeten Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg geboren. Nach dem Tod der Eltern (1702 und 1707) übernahmen sein Onkel Justus Quantz, der Stadtmusikus in Merseburg war, und der Ehemann seiner Cousine, der Organist Johann Friedrich Kiesewetter die Ausbildung. Auch der Onkel starb bald und Quantz wurde bei dessen Nachfolger Johann Adolf Fleischhack weiter ausgebildet. Im Jahr 1713 kam er als „Geselle“ nach Radeberg und wurde 1714 Stadtpfeifer in Pirna. In seiner Ausbildung als Stadtpfeifer erlernte er Violine, Oboe, Trompete, Zink, Waldhorn, Posaune, Blockflöte, Fagott, Violoncello, Gambe und Kontrabass.[2] Nach Abschluss der Ausbildung bekam er im März 1716 eine Anstellung in der Stadtkapelle Dresden (Oboe und Flöte). Nach zwei Jahren im Dienste des dortigen Stadtmusikus wechselte er als Oboist an die Polnische Kapelle Augusts II., mit der er regelmäßig nach Polen reiste.

Um beruflich weiterzukommen, studierte er 1717 bei Jan Dismas Zelenka und Johann Joseph Fux in Wien; im Jahr darauf nahm er in Dresden Querflötenunterricht beim französischen Flötisten Pierre-Gabriel Buffardin und begann zu komponieren. Eine Studienreise führte ihn in den Jahren 1724 bis 1726 nach Italien, wo er bei Francesco Gasparini, dem Konzertmeister des Lateran in Rom, Kontrapunkt studierte, in Neapel Alessandro Scarlatti begegnete, Freundschaft mit dem Kastraten Farinelli schloss und in Venedig sein musikalisches Vorbild Antonio Vivaldi hörte. Von 1726 bis 1727 hielt er sich in Paris und London auf, wo ihn Georg Friedrich Händel drängte, in England zu bleiben. Durch diese Reisen kam er auch mit der aufkommenden Vorklassik in Kontakt.

Im Jahre 1728 wurde er Flötist bei der Kurfürstlich-Sächsischen und Königlich-Polnischen Kapelle in Dresden und lernte den damaligen preußischen Kronprinzen Friedrich kennen, dem er fortan Flötenunterricht erteilte, was der Soldatenkönig jedoch sofort verbot. Quantz selber erzählte Nicolai, wie er sich einmal bei einer der Kontrollen von Friedrichs Vater im Schrank verstecken musste. 1737 heiratete Quantz Anna Rosina Carolina Schindler. Wie Marpurg berichtet, nahm sie ihm das Eheversprechen auf dem Totenbett ab, um gleich darauf wieder zu gesunden – die Ehe wurde nicht sehr glücklich, es war in Berlin allgemein bekannt, dass sie ihren Ehemann tyrannisierte. Nachdem Friedrich König geworden war, bot er Quantz 1741 so vorteilhafte Bedingungen an, wenn er sein Kammermusikus und Hofkomponist würde, dass Quantz annahm. Am preußischen Hof in Berlin und Potsdam erteilte er Friedrich täglich Unterricht, leitete Hauskonzerte und komponierte. Er genoss das Privileg, das Spiel des Königs kritisieren zu dürfen, und begleitete ihn zeitweise ins Feldlager. Außerdem baute er selbst Flöten, verbesserte sie durch Hinzufügung der zweiten Klappe und schrieb 1752 das Flöten-Lehrbuch Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen (die Traversflöte hatte sich auch im französischen Stil durchgesetzt).

Quantz blieb bis zu seinem Tod am Hof Friedrichs. Im Jahr 1755 erschien in den Historisch-kritischen Beyträgen zur Aufnahme der Musik von Friedrich Wilhelm Marpurg eine Autobiografie; eine weitere folgte 1762 auf italienisch, sein Urneffe Albert Quantz würdigte ihn 1877 besonders ausführlich.

Der König ließ Quantz’ Grab in Potsdam mit Plastiken der Gebrüder Räntz ausschmücken. Er war zunächst in der Nauener Vorstadt begraben und wurde 1865 umgebettet auf den Alten Friedhof (Heinrich-Mann-Allee) in der Teltower Vorstadt, seine dortige Grabstätte wurde 1994 vollständig erneuert.[3]

Die Kompositionen Quantz sind zum größten Teil für Querflöte bestimmt. Darunter finden sich mehr als 200 Flöten-Solosonaten, etwa 300 Flötenkonzerte, 45 Triosonaten und 9 Hornkonzerte.

Weiter sind Flötenduos, -terzette und -quartette überliefert, und neben Liedern die Neuen Kirchenmelodien … (Choralmelodien zu 22 Oden von Gellert aus 1760).

Die meisten Werke liegen nur als Handschriften vor, da nur sehr wenige Stücke im Druck erschienen sind. In seinem Geburtsort Scheden finden regelmäßig Konzerte mit Quantz’ Werken statt. Sein Lehrwerk Versuch einer Anweisung die Flöte traversière zu spielen (1752) ist weit mehr als eine Flötenschule. Vielmehr vermittelt es ein umfassendes Bild der Aufführungspraxis und Musikästhetik des ausgehenden Spätbarock. Es wurde noch 1992 in München & Kassel neu ediert. Auf eine Kritik erwiderte er in Marpurgs „Beiträgen“ 1755 mit Application pour la flûte traversière à deux clefs, o.J.

Schriften

  • Johann Joachim Quantzens, Königl. Preußischer Kammermusicus, Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen: mit verschiedenen, zur Beförderung des guten Geschmackes in der praktischen Musik dienlichen Anmerkungen begleitet, und mit Exempeln erläutert, Nebst XXIV Kupfertafeln. Berlin, J. F. Voss 1752 (Erstausgabe). Dritte Auflage. Breslau, 1789. bey Johann Friedrich Korn dem ältern, im Buchladen nächst dem K. Ober- Zoll- und Accisamte auf dem großen Ringe (Von dieser 3. und letzten deutschen Auflage des 18. Jahrhunderts ist 1953 bei Bärenreiter ein Reprint erschienen). (Wikisource; Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3DJohannJoachimQuantzVersuchEinerAnweisungDieFlteTraversiereZu~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D)
  • Autobiographischer Abriß, zuerst 1755 in Marpurgs Beiträgen; wiederabgedruckt in: Kahl (Hrsg.) Selbstbiographien deutscher Musiker des 18.Jahrhunderts. Köln 1948, Amsterdam 1972

Siehe auch

  • Liste deutscher Komponisten
  • Vorklassik

Literatur

chronologisch

  • Albert Quantz: Leben und Werk des Flötisten J.J.Quantz. Berlin 1877
  • Robert Eitner: Quantz, Johann Joachim. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 27, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 15–25.
  • Adolf Raskin: Quantz – sein Leben und seine Kompositionen. Dissertation, Köln, 1923 (Maschinenschrift, 166 S.). Open Access verfügbar via ViFaMusik
  • Ingeborg Allihn: Georg Philipp Telemann und Johann Joachim Quantz. Magdeburg 1971
  • Meike ten Brink: Die Flötenkonzerte von Johann Joachim Quantz. Göttingen 1995
  • Horst Augsbach: Thematisch-systematisches Werkverzeichnis (QV) Johann Joachim Quantz. Carus, Stuttgart 1997
  • Ingeborg Langer: Wie aus dem Dorfschmiedsohn ein Lehrer des Königs wurde. Merseburg 1997
  • Reilly: Quantz. In: Groves New Dictionary of Music
  • Jörg Krämer: Quantz, Johann Joachim. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 36 f. (Digitalisat). Neue Deutsche Biographie 21, 2003, S. 36–37 Online
  • Meike ten Brink: Johann Joachim Quantz, Göttingen 2004

Belletristik

  • Oliver Buslau: Schatten über Sanssouci (Im Jahre 1748 spielender historischer Kriminalroman mit Quantz als Hauptfigur). Köln 2011

Weblinks

 Commons: Johann Joachim Quantz – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Johann Joachim Quantz – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Horst E. Gerke: Jühnder Mitteilungen, Heft 18, Eigenverlag, Oktober 2011, S. 603 (im Archiv der Ev. Kirche Hannover)
  2. Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Bärenreiter
  3. Foto des Grabmals
Diese Seite wurde zuletzt geändert am 30.08.2017 13:27:09

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