Orchestral Manoeuvres In The Dark

Orchestral Manoeuvres In The Dark - © O-Ten

Orchestral Manoeuvres in the Dark

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Orchestral Manoeuvres in the Dark (englisch für: „Orchestrale Manöver im Dunkeln“) – kurz OMD – ist eine britische Pop-Band und gehört zu den wichtigsten Vertretern des Synthie Pop sowie des New Wave.

Bandgeschichte

Die britische Band wurde 1978 von Andy McCluskey (* 24. Juni 1959 in Heswall) und Paul Humphreys (* 27. Februar 1960 in London) gegründet. Auf ihrer ersten Englandtour 1978 waren sie Anheizer für Gary Numan. Die erste Single namens Electricity erschien 1979 bei Factory Records, produziert von Martin Hannett unter dem Pseudonym Martin Zero. 1980 erschien die erste LP Orchestral Manoeuvres in the Dark auf Dindisc. Aus dem Erstling wurden Messages (auch als 10″) und Red Frame, White Light als Singles ausgekoppelt. Gerade in diesen ersten Veröffentlichungen hörte man sehr deutlich, dass OMD stark von Kraftwerk beeinflusst wurde. Besonders Electricity wies musikalisch, textlich und konzeptionell starke Parallelen zum Album Radioaktivität von Kraftwerk auf.

Aus dem im Herbst desselben Jahres erschienenen Folgealbum Organisation wurde die erfolgreiche Single Enola Gay ausgekoppelt. Die Erstauflage der UK-Pressung enthält unter dem Titel The Unreleased ’78 Tapes eine 7″ mit interessanten, teils recht experimentellen Mitschnitten früher Live-Auftritte.

Ende 1981 folgte Architecture & Morality, das die Hits Souvenir sowie Maid of Orleans (The Waltz Joan of Arc) enthielt. Letzteres erreichte Platz 4 der UK-Charts und stand in Deutschland sogar vier Wochen lang auf Platz eins – es war 1982 die in Deutschland meistverkaufte Single-Schallplatte. Der Song war vor allem in Südostasien wochenlang in den Charts und wurde in den Radiostationen „rauf- und runtergespielt“. Weltweit avancierte der Titel zur meistverkauften und am häufigsten gespielten Single des Jahres 1982. Zu diesem Zeitpunkt ergänzten Martin Cooper (* 1. Oktober 1958) und Malcolm Holmes (* 28. Juli 1960) die Gruppe.

Auf den B-Seiten der Single-Auskopplungen von Architecture & Morality erschienen bereits Stücke, die in kaum veränderter Fassung auf der folgenden Langspielplatte Dazzle Ships im Frühjahr 1983 enthalten waren. Stilistisch strenger und experimenteller, blieb diesem Album der große kommerzielle Erfolg des Vorgängers versagt. Die Single-Auskopplungen Genetic Engineering und Telegraph erreichten nur mittlere Chart-Positionen. Endpunkte dieser ersten Periode von OMD bildeten in der Folge die Stücke The Avenue als B-Seite der Maxi-Single Locomotion und (The Angels Keep Turning) The Wheels of the Universe, eine einseitig bespielte Single, die Beilage einer special edition des Folge-Albums Junk Culture wurde. Dieser Misserfolg korrespondiert mit dem Erfolg gitarrenorientierter Musik, deren Protagonisten Big Country und U2 waren und die im Fall von Simple Minds (Waterfront) und Ultravox (One Small Day) und sogar bei The Human League (The Lebanon) zu einer Neuorientierung führte, die eine Abwendung von der Verwendung elektronischer Klangerzeuger offenbart. Im Übrigen wagte Dazzle Ships thematisch wie stilistisch die größte Annäherung an Kraftwerk, zu denen OMD zwischenzeitlich auch persönlichen Kontakt hatten.

Mit dem ab April 1984 verkauften Album Junk Culture erfand sich OMD neu, unter Verwendung musikalischer Motive der lateinamerikanischen Musik und technisch durch die Verwendung des Fairlight-Computers, der zwischen 1981 und 1984 nach frühem Einsatz bei Kate Bush, Ph.D., Mike Oldfield und ABC die Produktions- und Kompositionsweise elektronischer Musik radikal verändert hatte. Als weitere Band-Mitglieder waren 1984 bis 1988 die Brüder Graham & Neil Weir (The Weir Brothers) dabei, obwohl sie ursprünglich nur als Live-Verstärkung der Band vorgesehen waren.

Die Mitte 1985 veröffentlichte LP Crush wurde, nicht zuletzt auf Druck der Plattenfirma, von Stephen Hague produziert, der in den Folgejahren durch seine Zusammenarbeit mit Bands wie Pet Shop Boys, Erasure, New Order, Climie Fisher, The Communards etc. zu einem der bedeutendsten Popproduzenten der späten 1980er wurde. Crush wandte sich noch deutlicher von den experimentelleren Vorläufer-Alben ab und lieferte ein weitgehend auf den Mainstream-Geschmack zugeschnittes Album, das vor allem akustischeren Instrumenten (Drums, Saxophon, Gitarren) breiteren Raum einräumte und zudem mit OMD-untypisch vielen Liebesliedern aufwarten konnte. Mit den Singles So in Love und (vor allem in Deutschland) Secret konnten OMD gute Charterfolge erzielen und fanden auch in den USA viele Fans.

Einziger großer Single-Hit der Gruppe in den USA war If You Leave aus dem Soundtrack des Films Pretty in Pink, der Platz 4 in den amerikanischen Single-Charts erreichte.

Mit dem letzten gemeinsamen und wiederum von Stephen Hague produzierten Album The Pacific Age (1986), dessen Single (Forever) Live and Die in Deutschland mit einer Top-Ten-Platzierung erfolgreich war, zeigte OMD Ansätze zu einer Rückkehr zu experimentelleren Formen. Die Single We Love You wurde in Australien ein Hit. Der Titel Shame wurde für die Singleveröffentlichung noch einmal neu aufgenommen, fiel aber beim Publikum durch. Zu diesem Zeitpunkt konnten sich McCluskey und Humphreys nicht mehr auf einen gemeinsamen musikalischen Kurs einigen. Es folgten 1988 die letzte gemeinsame Single Dreaming und ein Best-of-Album im Frühjahr 1988. Als B-Seite wurde mit dem Stück Gravity Never Failed ein Stück aus der Zeit der Aufnahmen zu Architecture & Morality erstmals veröffentlicht.

Anschließend verließen Humphreys, Cooper und Holmes die Band und gründeten ein Projekt namens „The Listening Pool“ (1993) und ein Label namens Telegraph Records, das allerdings bald insolvent wurde. Andy McCluskey behielt nach einem Rechtsstreit die Namensrechte an „OMD“. Er unternahm nach einer dreijährigen Pause ein Comeback unter dem Namen OMD, das (auch für ihn) überraschend erfolgreich war. Bei Liveauftritten wurde McCluskey von einer Band begleitet: an den Keyboards Nigel Ipinson (* Mai 1970) und Phil Coxon (* 1. Juli 1963) sowie am Schlagzeug Abe Juckes (* 7. April 1971). Das Album Sugar Tax (1991) mit den Singles Sailing on the Seven Seas, Pandora’s Box und Call My Name sowie dem Kraftwerk-Cover Neon Lights verkaufte sich so gut, dass McCluskey 1993 ein weiteres Album aufnahm: Liberator. Dessen mäßige Verkaufszahlen veranlassten McCluskey zu einem musikalischen Kurswechsel mit dem Album Universal (1996), dessen Single Walking on the Milky Way immerhin Platz 17 der britischen Single-Charts erobern konnte. Zwei der Stücke wurden von Karl Bartos beigesteuert, für dessen Projekt „Elektric Music“ McCluskey 1993 ein Stück geschrieben und gesungen hatte. Die mageren Verkaufszahlen des Albums führten im Herbst 1998 letztlich zur Auflösung des Projektes. Im selben Jahr folgten noch ein weiteres Best-of-Album (The O.M.D. Singles) und eine Remix-Single, die allerdings nicht in Deutschland veröffentlicht wurde. Das letzte offizielle Album war Navigation (2001), eine B-Seiten-Anthologie.

Im Jahr 1997 war McCluskey an der Gründung der Gruppe Atomic Kitten beteiligt, deren Produzent er im Folgenden wurde.

Paul Humphreys arbeitete zwischenzeitlich auch mit Claudia Brücken (ehemalige Sängerin von Propaganda) als Onetwo zusammen, mit der er von 2013 bis 2016 auch privat liiert war.

Im Jahr 2005 kamen OMD in der Besetzung Andy McCluskey, Paul Humphreys, Malcolm Holmes und Stuart Kershaw erstmals seit Jahren wieder für einen Auftritt zusammen. Anlass war die Aufzeichnung der RTL-Sendung Die ultimative Chartshow – Die erfolgreichsten Künstler der 80er-Jahre. Bei einem im Umfeld der Aufzeichnung gegebenen Interview gaben McCluskey und Humphreys bekannt, dass eine weitere Zusammenarbeit geplant sei. In einem BBC-Interview teilte McCluskey mit, dass unter anderem auch seine Kinder dafür verantwortlich seien, da sie als nun größte OMD-Fans ihn immer wieder gefragt hatten, warum er nicht wieder „so tolle Musik“ wie in den 1980ern zusammen mit Paul mache.

Auf ihrer offiziellen Webseite gaben OMD Anfang Januar 2006 bekannt, dass die Band 2008 in ihrer Originalbesetzung (Andy McCluskey, Paul Humphreys, Mal Holmes und Martin Cooper) ein neues Album produzieren werde.

Im Dezember 2006 waren OMD neben u. a. John Miles und Mike Oldfield zu Gast bei der Nokia Night of the Proms, die durch zwölf deutsche Städte tourte. Auf dem dazugehörigen Album gibt es zwei live gespielte Songs der Band.

Im Frühjahr 2007 trat die Band in der Originalbesetzung eine erfolgreiche Europa-Tournee an; allein in Deutschland gab es neun Konzerte (u. a. Hamburg, Köln, Berlin, Leipzig, München, Mainz). Die Tour war in zwei unterschiedliche Konzertprogramme aufgeteilt: Einmal unter dem Namen Architecture & Morality (hier wurde das komplette Erfolgsalbum gespielt, weitere Titel gab es als Zugabe) und einmal unter dem Namen The Best of O.M.D. (hier wurden die Hits aus allen Jahren – auch die der 1990er – gespielt).

Im Herbst 2007 wurde bekanntgegeben, dass alle weiteren Tourneen wegen Krebserkrankung der Ehefrau von Andy McCluskey bis auf weiteres abgesagt wurden.

Im September/Oktober 2008 tourte OMD durch England mit der Vorgruppe China Crisis.

Am 7. Dezember 2009 erschien die Doppel-DVD Electricity – featuring a performance of The Energy Suite. Aufgenommen wurde das zweiteilige Livekonzert zusammen mit dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra im Juni 2009. The Energy Suite enthält erstmals die Kompositionen Andrew McCluskeys zu einem gemeinsamen Kunstprojekt mit Peter Saville und Hambi. The Energy Suite war zuvor lediglich im Rahmen einer Ausstellung in Liverpool 2008 zu hören und sollte ursprünglich nicht einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden.

Am 17. September 2010 erschien das Studioalbum History of Modern. Die erste Single If You Want It erschien vorab als Download, 7″-Vinyl-Single, CD-Single und CD-Maxi am 6. September. Mit dem Album führten McCluskey und Humphreys den bekannten OMD-Sound in die Neuzeit. Das Album wurde, wie die noch folgenden, von McCluskey und Humphreys in Eigenregie produziert, arrangiert, aufgenommen und abgemischt.

Mit English Electric veröffentlichten OMD im April 2013 ihr zwölftes Studioalbum. Es konnte bereits im Vorfeld in voller Länge als kostenloser Online-Stream[1] angehört werden und führt die bereits von Dazzle Ships bekannte Mischung aus Songs und Sound-Collagen weiter fort.

Nachdem Malcolm Holmes auf der Tournee 2013 nach einem Herzanfall nicht mehr spielen konnte und die Band den Rest der Tour durch die USA absagen musste, vertritt Stuart Kershaw ihn seitdem am Schlagzeug. Mit Stuart Kershaw produzierte Andy McCluskey auch viele der Songs aus den 1990er Jahren, darunter auch Hitsingles, wie Sailing on the Seven Seas, sowie einige Hits von Atomic Kitten, darunter auch Whole again.

Am 1. September 2017 erschien das 13. reguläre Studioalbum The Punishement of Luxury, das das Konzept von English Electric weiter fortführt.

Diskografie

→ Hauptartikel: Orchestral Manoeuvres in the Dark/Diskografie

Studioalben

Jahr Titel Chartplatzierungen[2][3] Anmerkungen
Deutschland DE Osterreich AT Schweiz CH Vereinigtes Konigreich UK Vereinigte Staaten US
1980 Orchestral Manoeuvres in the Dark 27
(28 Wo.)
Erstveröffentlichung: 22. Februar 1980
Verkäufe: + 100.000
Organisation 6
(25 Wo.)
Erstveröffentlichung: 24. Oktober 1980
Verkäufe: + 100.000
1981 Architecture & Morality 8
(27 Wo.)
16
(½ Mt.)
3
(39 Wo.)
144
(12 Wo.)
Erstveröffentlichung: 8. November 1981
Verkäufe: + 300.000
1983 Dazzle Ships 11
(23 Wo.)
5
(13 Wo.)
162
(6 Wo.)
Erstveröffentlichung: 4. März 1983
Verkäufe: + 100.000
1984 Junk Culture 32
(20 Wo.)
28
(1 Wo.)
9
(28 Wo.)
182
(6 Wo.)
Erstveröffentlichung: 30. April 1984
Verkäufe: + 100.000
1985 Crush 23
(19 Wo.)
13
(12 Wo.)
38
(53 Wo.)
Erstveröffentlichung: 17. Juni 1985
Verkäufe: + 60.000
1986 The Pacific Age 15
(10 Wo.)
20
(5 Wo.)
15
(7 Wo.)
47
(23 Wo.)
Erstveröffentlichung: 29. September 1986
Verkäufe: + 60.000
1991 Sugar Tax 8
(56 Wo.)
5
(14 Wo.)
14
(23 Wo.)
3
(29 Wo.)
Erstveröffentlichung: 7. Mai 1991
Verkäufe: + 550.000
1993 Liberator 17
(20 Wo.)
32
(4 Wo.)
14
(6 Wo.)
169
(1 Wo.)
Erstveröffentlichung: 14. Juni 1993
1996 Universal 39
(8 Wo.)
21
(10 Wo.)
28
(4 Wo.)
24
(3 Wo.)
Erstveröffentlichung: 2. September 1996
2010 History of Modern 5
(9 Wo.)
36
(1 Wo.)
63
(1 Wo.)
28
(1 Wo.)
Erstveröffentlichung: 17. September 2010
2013 English Electric 10
(4 Wo.)
68
(1 Wo.)
46
(2 Wo.)
12
(3 Wo.)
Erstveröffentlichung: 5. April 2013
2017 The Punishment of Luxury 9
(3 Wo.)
28
(1 Wo.)
44
(1 Wo.)
4
(2 Wo.)
Erstveröffentlichung: 1. September 2017

Auszeichnungen

RSH-Gold

  • 1992: in der Kategorie „Kraftrille des Jahres“[4]
  • 1994: in der Kategorie „Ohrwurm des Jahres“[5]

Quellen

  1. Online-Stream von English Electric
  2. Chartquellen: DE AT CH UK1 UK2 US1 US2
  3. The Billboard Albums von Joel Whitburn, 6th Edition, Record Research 2006, ISBN 0-89820-166-7.
  4. RSH-Gold Verleihung 1992
  5. RSH-Gold Verleihung 1994

Weblinks

 Commons: Orchestral Manoeuvres in the Dark – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Diese Seite wurde zuletzt geändert am 08.11.2017 14:52:56

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