Harry James Orchestra

Harry James

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Harry Haag James (* 15. März 1916 in Albany; † 5. Juli 1983 in Las Vegas, Nevada) war ein amerikanischer Jazztrompeter und Bandleader der Swing-Ära. Er gilt als Entdecker von Frank Sinatra.[1]

Leben und Wirken

„Wenn man einen guten, sauberen Ansatz hat, gibt das Glanz im Spiel.“ Harry James verstand es zu glänzen: er war der Sohn eines Zirkuskapellmeisters und wurde der typische Starsolist mit glasklarem Strahl, technisch perfekt bis in große Höhen. Ihm gelang es, sich nicht nur als Solist, sondern auch als Orchesterleiter einen Namen zu machen.

Harry James begann seine Musikerkarriere bereits mit neun Jahren, als er im Zirkusorchester seines Vaters Everett James auftrat, der ebenfalls Trompeter war. Er besuchte die Highschool in Beaumont, Texas. Nach einem kurzen Gastspiel in Herman Waldmans Band arbeitete James vorwiegend in Texas mit Territory Bands, u. a. bei Doc Ross’ Jazz Bandids; ab 1935 spielte er zusammen mit Ben Pollack, wobei 1936 erste Aufnahmen entstanden,[2] und wurde dann zu einem gefragten Musiker in New Yorks Studioszene.

1937 wurde er von Benny Goodman engagiert und war mit Ziggy Elman einer der Starsolisten in seinem Orchester.[3] Neben seinem Engagement bei Goodman war er an Aufnahmen von Teddy Wilson 1937 und Lionel Hampton 1938 beteiligt. Mit einer aus Basie und Goodman-Musikern zusammengestellten Studioband hatte er im Februar 1938 seinen ersten von insgesamt 73 Hits (bis 1953) mit einer Version des „One O’Clock Jump“ (#7). Ende 1938 trennte er sich wieder von Benny Goodman[4] und gründete einen Monat später seine eigene Big Band, die ihr Debüt in Philadelphias Benjamin Franklin Hotel hatte.

Ein erster Hit-Erfolg des Orchesters war 1939 „All or Nothing at All“. Sein Orchester spielte stilistisch an der Grenze zwischen Jazz und Tanzmusik, wie es im Swing-Stil häufig vorkam. Die Band wurde häufig durch Streicher ergänzt. 1943 heiratete er den 40er-Jahre-Filmstar Betty Grable. In der Big Band spielten einige große Sängerinnen und Sänger wie Louise Tobin (mit der er vor Grable verheiratet war), Frank Sinatra, der seine Karriere bei James 1939 begann,[5] Helen Forrest,[6] Dick Haymes und Kitty Kallen.[7] Außerdem spielten viele Größen wie Ray Conniff, Ray Sims, Willie Smith, Buddy Rich, Corky Corcoran, Nick Fatool und Juan Tizol mit. Mit virtuosen Stücken wie „Concerto for Trumpet“ 1939, „Carnival of Venice“, „Flight of the Bumble-Bee“ 1940 und „Trumpet Rhapsody“ 1941 führte Harry James seine Trompetentechnik vor. Mit seinem vibratoreichen, „süßlichen Stil“, so sein Biograph Digby Fairweather[8] wurde James zu einem frühen Popmusik-Idol und Gewinner zahlreicher Polls. Mit seinem Orchester war er häufig auf Tourneen, trat in Radioshows auf und spielte in einer Reihe von Filmen mit, wie 1942 in Springtime in the Rockies. 1944 komponierte er neben Duke Ellington „I’m Beginning to See the Light“, mit dem er 1945 einen Nummer-eins-Hit hatte.[9] Außerdem spielte James in dieser Zeit mit den Metronome All-Stars.

Der Niedergang der großen Swing-Band betraf auch das Harry James Orchestra; die Band existierte noch bis Dezember 1946. Danach bildete James eine kleinere Formation, The Music Makers, mit seinen Stars Willie Smith, Juan Tizol und Buddy Rich. Bereits 1957 hatte er erneut eine Big Band formiert, mit der er auch in Europa Erfolge feierte und zahlreiche Alben für Capitol, wie Harry James in Hi-Fi, später von 1959 bis 1964 für Verve aufnahm. Diese Band galt jedoch bei vielen Kritikern als schale Kopie des Count Basie Orchesters, wozu beitrug, das James Count Basies Arrangeure wie Ernie Wilkins und Neal Hefti beschäftigte und Basie-Platten wie das M-Squad Theme coverte. Nach Fairweathers Urteil war das Harry James Orchester – im Gegensatz zur damaligen Basie-Band – durch James’ „sweet“-Stil und dessen Dixieland-Frontline charakterisiert, mit der sie eher wie Bob Crosbys Orchester klang. In seiner Zeit beim Verve-Label entstanden jedoch nach dem Urteil von Richard Cook einige seiner besten Aufnahmen, zu denen Musiker und Arrangeure mit Thad Jones, Ralph Burns und erneut Ernie Wilkins beitrugen. Ende der 1960er Jahre trat James mit seinem Orchester vorwiegend in Las Vegas auf.[10] In den 1970er Jahren setzte James mit seinen Formationen seine Tourneen fort; zu Beginn der 1980er Jahre hatte er gesundheitliche Probleme und erkrankte an Krebs.[11]

Filmografie (Auswahl)

  • 1944: Mein Schatz ist ein Matrose (Two Girls and a Sailor)
  • 1950: I’ll Get By

Diskographische Hinweise

Das Schallplattenwerk James’ aus der Prä-LP-Ära ist von 1937 bis 1942 auf dem Classics-Label dokumentiert.

  • Greatest Hits (Rec, 1939–46) (Columbia 9430)
  • Feet Draggin' Blues (Hep, 1944–47)
  • There They Go (Fresh Sound, 1948)
  • In Hi-Fi (Capitol, 1955)
  • Trumpet Blues (Capitol, 1955–58)
  • Verve Jazz Masters 55: Harry James (Verve, 1959–64)
  • 1964 Live! Holiday Ballroom, Chicago (Jazz Hour, 1964)
Sammlung

Literatur

  • Ken Bloom: The American Songbook. The Singers, the Songwriters, and the Songs, 100 Years of American Popular Music, The Stories of the Creators and Performers. Black Dog & Leventhal, New York City 2005, ISBN 1-57912-448-8.
  • Ian Carr, Digby Fairweather, Brian Priestley: Rough Guide Jazz. Der ultimative Führer zum Jazz. 1800 Bands und Künstler von den Anfängen bis heute. 2., erweiterte und aktualisierte Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2004, ISBN 3-476-01892-X.
  • Richard Cook, Brian Morton: The Penguin Guide to Jazz on recording. 8. Aufl. Penguin Books, London 2006, ISBN 0-14-102327-9.
  • Martin Kunzler: Jazzlexikon. Directmedia Publ., Berlin 2005, ISBN 3-89853-018-3 (1 CD-ROM).
  • Arrigo Polillo: Jazz. Die neue Enzyklopädie. Piper, München 2007, ISBN 978-3-254-08368-5.

Einzelnachweise

  1. vgl. Bloom, S. 149: "Sinatra trat am Radio für die kleine Station Rustic Cabin in Englewood, New Jersey auf, als James zu Hause die Sendung hörte. Er mochte sofort die Stimme des jungen Sängers, fuhr hinüber nach Englewood und nahm ihn sogleich unter Vertrag. Harry James gilt als Mentor von Sinatras früher Karriere. Als Sinatra ein Angebot von Tommy Dorsey erhielt, nahm James dann Dick Haymes in seine Band."
  2. Frühe Aufnahmen sind enthalten auf der Anthologie "Yes Indeed" (ASV, 1936–42) Auf einem Titel von 1936 mit Pollack singt James. Vgl. Fairweather, S. 323.
  3. Irving Townsend schrieb über James, dass „er so hungrig nach Soli war, als hätte er wochenlang keines gehabt“; zit. nach Digby Fairweather, S. 323.
  4. Goodman unterstützte die Bandgründung und war später finanziell am Erfolg des Orchesters von Harry James beteiligt; vgl. Bloom, S. 149.
  5. im Juli 1939 mit einem Auftritt im Roseland Club; vgl. Fairweather, S. 323.
  6. Der Song „I've Heard That Song Before“ mit ihr wird Anfang der 40er Jahre mehr als eine Million Mal verkauft.
  7. Dennoch wird Harry James der Satz nachgesagt, er betrachte Sänger lediglich als „notwendiges Übel“, vgl. Cook & Morton, S. 777
  8. „sweet style“; vgl. Fairweather.
  9. Außer Ellington und James waren Don George und Johnny Hodges mit für Musik und Text verantwortlich; vgl. Bloom, S. 143.
  10. Cook und Morton kritisieren sein Album aus dieser Zeit, The Golden Trumpet of Harry James (London, 1968) als „pures Las Vegas, mit einem gesichtslosen Orchester“ aufgenommen. Bezeichnenderweise fehlen die Musikerangaben auf dem LP-Cover; vgl. Cook & Morton, S. 776.
  11. Über die Leitung der Band nach James’ Tod 1983 gibt es widersprüchliche Aussagen; nach Martin Kunzler übernahm Joe Gravas die Band nach James’ Tod; nach Digby Fairweathers Biographie leitete der englische Trompeter Kenny Baker erfolglos die Band.

Weblinks

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