Paolo Conte

Paolo Conte - © 2006 mvonlanthen

geboren am 6.1.1937 in Asti, Piemonte, Italien

Paolo Conte

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Paolo Conte (* 6. Januar 1937 in Asti) ist ein italienischer Liedermacher, Chansonsänger, Jazzmusiker und Komponist. Der Rechtsanwalt hatte außerdem bereits Ausstellungen mit seiner Druckgrafik und Malerei.

Biographie

Kindheit, Jugend und danach

Paolo Conte kam im norditalienischen Asti als Sohn eines Notars zur Welt. Schon in seiner Jugend begeisterte er sich für den Jazz. Sein Vater war Hobbypianist und Fan des damals verbotenen Jazz. Zu Paolos ersten musikalischen Eindrücken gehörten Duke Ellington und Fats Waller. Er lernte Piano, Vibraphon und das Kazoo zu spielen. Um seinem Vater bei der Arbeit als Notar zu helfen, verzichtete er auf eine musikalische Karriere und beschloss, Jura zu studieren. Während des Jurastudiums spielte er in diversen Jazz-Combos (Taxi for Five, Barrelhouse Jazz Band, The Lazy River Band Society, The Paolo Conte Quartet) und auf Kreuzfahrtschiffen, zunächst als Vibraphonist. Nach dem Tod des Vaters übernahm er dessen Anwaltskanzlei. 1960 nahm Conte für Italien an einem Jazzwettbewerb in Oslo teil und erreichte den dritten Platz.

Zeit als Liederschreiber

Zu dieser Zeit begann er auch, gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Giorgio, Eigenes zu komponieren und aufzuschreiben, zunächst ohne Texte, später auch mit. Im Jahre 1962 veröffentlichte er mit seinem Bruder die LP The Italian Way To Swing mit Jazzstandards, auf der er allerdings nicht selbst sang und die auch kaum wahrgenommen wurde. Der Durchbruch als Komponist und Autor erfolgte, als Adriano Celentano von ihm geschriebene Lieder interpretierte, darunter La coppia più bella del mondo und Azzurro, das schnell zum Klassiker auch außerhalb Italiens avancierte. Er schrieb weitere erfolgreiche Lieder, die unter anderem von Patty Pravo (Tripoli '69), Enzo Jannacci (Messico e nuvole) und Bruno Lauzi (Onda su onda und Genova per noi) interpretiert wurden.

Conte als Sänger

Der Erfolg brachte bei seiner Plattenfirma den Produzenten Italo Greco auf die Idee, die Aufnahmen, die Conte eigentlich nur machte, um seinen Interpreten die Lieder zu vermitteln, als eigenes Album herauszubringen. Im Italien der 1970er Jahre wurden Liederschreiber, die selbst sangen (sogenannte Cantautori), immer beliebter. Dies bestärkte Conte darin, trotz seiner etwas rauen Stimme selbst zu singen. 1974 brachte er sein Debütalbum Paolo Conte heraus. Auf dem einfach gehaltenen Album sang Conte erstmals seine Klassiker Onda su Onda und das von seinem Bruder Giorgio geschriebene Lied Una giornata al mare. Der nationale Durchbruch als Sänger gelang ihm jedoch erst 1979 mit dem Album Un gelato al limon. Auf seinem Album Paris Milonga (1981) erschien das Lied Via con me, das schon bald zum Jazzklassiker wurde.

Tourneen durch Europa

Seine Vorliebe für Frankreich und dessen Hauptstadt Paris, das er immer wieder in seinen Liedern erwähnte, führte dort in den 1980ern und 1990ern zu ausverkauften Sälen. So schaffte er es, bei fünf aufeinanderfolgenden Tourneen in Frankreich im Saal der berühmten Chansonbühne Olympia in Paris drei Wochen lang bei vollem Haus zu spielen. Aus diesen Jahren stammt auch sein erstes Live-Album Concerti (1985), auf dem die Gitarrenbegleitung Jimmy Villottis zu hören ist, dem er im darauffolgenden Album Aguaplano (1987) das Lied Jimmy, ballando widmete.

Aus dem Jahr 1989 gibt es ein publiziertes Live-Konzert-Video Paolo Conte - Nel Cuore Di Amsterdam (= im Herzen von Amsterdam), das seine Combo im Theater Carré zeigt. Contes Liveauftritte sind minimalistisch arrangiert und mit subtiler Selbstinszenierung. Conte selbst ist dem Publikum sehr dankbar, geht gerne auf Tournee, und traut ihm zu, seine manchmal enigmatischen Texte zu verstehen.

Seine Tourneen führen ihn außerdem mehrfach nach Kanada, Spanien, Griechenland, Belgien, in die Niederlande, das Vereinigte Königreich und die Schweiz, nach Österreich und Deutschland. In den USA erfüllte sich sein Wunsch, im New Yorker Jazzheiligtum, dem historischen Blue Note Club, einen zweinächtigen Auftritt zu arrangieren.

Razmataz und andere Projekte

Im Jahr 2000 verwirklichte er einen alten Plan und schrieb mit Razmataz ein Musical, das seine Sicht des frühen 20. Jahrhunderts illustriert, als das Gesellschaftspublikum in Europa erstmals mit Schwarzer Musik aus den USA in Berührung kam. Es spielt in Paris. Die Uraufführung von Razmataz erfolgte am 17./18. November in der Londoner Barbican Hall. Danach wurde das Musical in Mailand, den USA und Kanada aufgeführt. Conte kombinierte in Razmataz Elemente des Theaters, des Hörspiels und der Oper, die Geschichte wird auch über eine Videoinstallation mit 1800 von Contes Zeichnungen und Gemälden illustriert. Conte selbst bezeichnete das Stück als „illustriertes Hörspiel“. Zu dem hohen musikalischen und personellen Aufwand gehören Opernsänger/-innen, ein Streichquartett, ein Klavier-Duo, sowie die Philharmonischen bzw. Sinfonie-Orchester von Turin und Pesaro. Von den Kritikern wurde das ambitionierte Projekt hoch gelobt. Das Musikhörspiel wurde auch als DVD produziert.

Das 2003er Album Reveries (= Tagträumereien) erschien auf dem prestigeträchtigen Label Nonesuch Records (Ry Cooder, Bill Frisell u.a.) und zielte auch ein wenig auf die Eroberung des anspruchsvolleren Sektors des US-amerikanischen Markts. Sein Album Elegia (2004) konzentriert das Arrangement hauptsächlich auf das Klavier und seine Stimme, wobei melancholische Stücke im Vordergrund stehen. Sein Album Psiche erschien 2008. Conte singt darauf auch in französischer und englischer Sprache.

Sonstiges über Conte

Paolo Conte schrieb die Musik zum Film Scherzo del destino in agguato dietro l'angolo come un brigante da strada (1983) von Lina Wertmüller. Weitere Lieder von ihm wurden in etlichen Filmen verwendet, vor allem das bekannte Via con me, das unter anderem auch von Roberto Benigni interpretiert wurde. Es gibt ein anderes Lied von Benigni, in dem dieser gesteht, in Contes Frau Egle Conte verliebt zu sein: Mi piace la moglie di Paolo Conte (2002).

Am 14. April 2005 wurde Conte zum Ehrenbürger der Stadt Genua ernannt, über die er das nicht nur dort bekannte und beliebte Lied Genova per noi geschrieben hatte.

Neben der professionellen Musik hat Conte seit 2000 in London fast ein Dutzend Ausstellungen mit eigener Druckgrafik und Malerei ausgerichtet. Auch in seiner Malerei pflegt Conte, wie in der Musik einen gewissen Anachronismus: Seine Bilder sind inspiriert vom Dadaismus, Futurismus und der Avantgarde-Kunst des frühen 20. Jahrhunderts.

Contes Bruder Giorgio (* 1941), der vor allem im Ausland weit weniger bekannt ist als Paolo, beendete 1993 ebenfalls seine Karriere als Anwalt und arbeitet seitdem wie der berühmte Bruder ausschließlich als Musiker und Chansonnier.

Sein Begleit-Jazzorchester

Seine Begleitmusiker auf den oft ausgedehnten Tourneen umfassen ein kleines Jazzorchester und sind von ihm „handverlesen“, oft junge Talente.

Mitglieder waren 2009:[1]

  • Paolo Conte - Piano und Gesang, Kazoo, Vibraphon
  • Daniele di Gregorio - Schlagzeug und Percussions
  • Jino Touche - Kontrabass
  • Daniele dall’Omo - Gitarre, Mandoline
  • Massimo Pitzianti - Akkordeon, Bandoneon, Klarinette, Baritonsaxophon, Sopransaxophon
  • Claudio Chiara - Tenorsaxophon, Querflöte
  • Luca Velotti - Sopransaxophon, Tenorsaxophon, Klarinette
  • Lucio Caliendo - Oboe

Musikstil

Seine Lieder sind eine eigenständige Mischung aus Chanson, Jazz und Tango. Zu seinen musikalischen Einflüssen gehören der Jazzmusiker Sidney Bechet aus New Orleans und dessen Saxophoneinlagen, die Gitarrenlegende Django Reinhardt in seinen Arrangements, die Bandoneonbegleitung des Tangomusikers und Komponisten Astor Piazzolla, die Vermischung von Jazz und Chanson in Kurt Weills musikalischer Verarbeitung der Texte Bertolt Brechts und die zirkusartige Akkordeonmusik Nino Rotas, der die Musik zu Federico Fellinis Filmen geschrieben hat. Das italienische und amerikanische Kino gehört neben dem Jazz zu seinen weiteren Inspirationsquellen. Manche seiner Lieder waren populär und einfach verständlich genug, um auch als Schlager in den nationalen Charts erfolgreich zu sein. Seine ausgefeilten, bildhaften Texte erzählen von Städten, Liebschaften oder Menschen, mal in einem melancholischen mal einem lakonischen Tonfall, fast immer begleitet von pointierter Ironie. Conte singt auch auf Spanisch, Französisch und Englisch, obwohl er gelegentlich von sich behauptete, diese Sprachen nicht zu beherrschen. Seine Tätigkeit als Rechtsanwalt hat der manchmal von Boulevardschreibern als „Chansons singender Anwalt“ geschmähte Conte seit langem aufgegeben.

Diskografie

  • 1974 - Questa sporca vita (RCA Italia)
  • 1975 - Paolo Conte
  • 1979 - Un Gelato Al Limon
  • 1981 - Paris Milonga
  • 1982 - Appunti Di Viaggio
  • 1982 - Dancing (compilation)
  • 1984 - Paolo Conte (CGD)
  • 1985 - Concerti - Live
  • 1987 - Come Di (compilation)
  • 1987 - Aguaplano
  • 1988 - Paolo Conte Live
  • 1989 - Jimmy, ballando (In Italien sind diese 10 Titel 1987 zusammen mit den 11 von 'Aguaplano' als Doppelalbum erschienen)
  • 1990 - Parole D'Amore Scritte A Macchina
  • 1992 - 900 (Novecento)
  • 1992 - Stai Seria Con La Faccia, Ma Però (compilation)
  • 1993 - Tournee - Live
  • 1995 - Una Faccia In Prestito
  • 1996 - The Best Of Paolo Conte
  • 1998 - Tournee 2
  • 2000 - Razmataz
  • 2003 - Reveries (compilation)
  • 2004 - Elegia
  • 2005 - Arena di Verona - live
  • 2006 - Wonderful (compilation)
  • 2006 - Via Con Me - The RCA-Years (1974-82, Zounds)
  • 2008 - Psiche (24. Oktober 2008, Emarcy Rec. Universal)
  • 2010 - Nelson (15. Oktober 2010, Emarcy)
  • 2011 - Gong-Oh (Best of)
  • 2014 - Snob
  • 2016 - Amazing Game

Auszeichnungen

  • 24. März 1999: Cavaliere di Gran Croce in Italien
  • 5. Mai 2001: Chevalier dans l'Ordre des Arts et des Lettres in Frankreich
  • 2002: Pannunzio in Turin
  • 9. April 2003: Ehrendoktorwürde der Universität Macerata
  • 14. April 2005: Ehrenbürger der Stadt Genua

Publikationen

Literatur und andere Medien

  • Monique Malfatto: Paolo Conte. Seghers, Paris 1989, ISBN 2-232-10203-3. (In der Serie Poésie et chansons, franz.)
  • Roberto Caselli: Paolo Conte. Ed. Riuniti, Rom 2002, ISBN 88-359-5282-4. (ital.)
  • Vinzenzo Mollica (Hrsg.): Parole e canzoni. Einaudi, Turin 2003, ISBN 88-06-16569-0. (Videokassette mit Begleitheft, ital.)

Film

  • Paolo Conte. Dokumentarfilm, Deutschland, 2011, 43:30 Min., Buch und Regie: Ingo Helm, Produktion: 5*14 Film, NDR, arte, Erstsendung: 1. Dezember 2011 bei arte, Inhaltsangabe von ARD.

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. I musicisti, Stand: 15. Januar 2009.
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