Brian Eno

geboren am 25.5.1948 in Woodbridge, Suffolk, Grossbritannien

Brian Eno

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Brian Peter George St. John le Baptiste de la Salle Eno (* 15. Mai 1948 in Woodbridge, Suffolk) ist ein britischer Musiker, Musikproduzent, Musiktheoretiker und bildender Künstler. Er gilt als Innovator in vielen Bereichen der Musik.

Leben

Ausbildung

Eno besuchte das St. Joseph’s College, Birkfield, Ipswich, die Ipswich Art School und die Winchester School of Art, die er 1969 abschloss. In der Kunstschule begann er Kassettengeräte als Musikinstrumente zu benutzen und spielte zum ersten Mal in Bands. Dabei wurde er von einem seiner Lehrer, dem Maler Tom Phillips, ermutigt. Dieser vermittelte ihm auch den Kontakt zu Cornelius Cardews Scratch Orchestra. Die erste veröffentlichte Aufnahme, an der Eno beteiligt war, entstand für die Deutsche Grammophon, die Cardews The Great Learning (im Februar 1971 aufgenommen) herausbrachte.

Die 1970er und 1980er Jahre

Eno begann seine Karriere 1971 als Mitbegründer von Roxy Music, für die der selbsternannte „Nicht-Musiker“ Keyboards und Synthesizer spielte. Besonders auffällig war seine an den Glam-Rock-Chic angelehnte campige Aufmachung mit Federboa, Plateauschuhen und Glitzertüchern, die er mit exaltierten Bewegungen auf der Bühne kombinierte. Gleich nach dem zweiten Album For Your Pleasure 1973 stieg er bei Roxy Music wieder aus und nahm eine Reihe von eigenen Alben auf, die zunächst vom Glam Rock, dann jedoch immer mehr ambient-geprägt waren.

Zu dieser Zeit war er auch Mitglied der Portsmouth Sinfonia, einem ironisch ernsthaften Projekt, bei dem Nichtmusiker Instrumente spielten und Musiker Instrumente, die sie nicht beherrschten. Eno spielte dort Klarinette.

Enos Soloalben von 1973 bis 1977 (Here Come the Warm Jets, Taking Tiger Mountain (By Strategy), Another Green World und Before and After Science) zeigen ihn als experimentierfreudigen und innovativen Popmusiker, der beinahe keine Grenzen außerhalb seiner jungenhaften Stimme kennt.

Mit seinen ersten Ambient-Arbeiten popularisierte er eine von Robert Fripp entwickelte und als Frippertronics bezeichnete Methode zur Klangerzeugung, mittels der Tonbandaufnahmen diverser Musiker, v. a. aus der Minimalszene, modifiziert wurden. Es handelt sich hier um zwei Tonbandmaschinen, die in einem Rückkopplungssystem wie ein Bandecho miteinander verbunden sind, wobei die Entfernung der Maschinen zueinander die Frequenz des Echoimpulses bestimmt. Zusammen mit Fripp veröffentlichte er die Alben (No Pussyfooting) (1973) und Evening Star (1975). Mit seiner Veröffentlichung Ambient 1: Music for Airports (1978), die angeblich u. a. von einem negativen Hörerlebnis am Flughafen Köln/Bonn inspiriert worden sein soll,[1] hat er den Musikstil „Ambient“ getauft und fortan geprägt. Diesen Stil führt er überwiegend bis heute fort.

Eno arbeitete als Musiker und Produzent mit verschiedenen anderen Künstlern. So ist er auf der „Berlin-Trilogie“ – Low (1977), Heroes (1977) und Lodger (1979) – von David Bowie zu hören. 1978 produzierte er Devos Q: Are We Not Men? A: We Are Devo und die legendäre Kompilation der New-Yorker No-Wave-Szene, No New York. Er produzierte drei Alben der Talking Heads mit Remain in Light (1980) als Höhepunkt. Sein Album mit David Byrne (Talking Heads) mit dem Titel My Life in the Bush of Ghosts von 1981 ist eines der ersten Nicht-Rap-/Hip-Hop-Alben, das umfangreiches Sampling enthält.

Im Jahr 1984 produzierte er U2s The Unforgettable Fire und arbeitete später noch weiter für die Band als Produzent auf The Joshua Tree (1987), Achtung Baby (1991), Zooropa (1993), All That You Can’t Leave Behind (2000) und No Line on the Horizon (2009).

Die 1990er Jahre

In den 1990er Jahren produzierte Eno so unterschiedliche Künstler wie den Real-World-Künstler Geoffrey Oryema bis zur Band James, ebenso die Sängerin Jane Siberry und die Performance-Künstlerin Laurie Anderson, mit der er auch die Ausstellung Self Storage (1995) gestaltete. 1994/1995 arbeitete Eno wieder mit David Bowie an dessen Album Outside. Seit dieser Zeit ist Eno auch „Visiting Professor“ am Londoner Royal College of Art.

1994 wurde Eno von Entwicklern des Microsoft-Chicago-Projekts gebeten, die Startmelodie für Windows 95 zu komponieren. Dies geschah dann ironischerweise auf seinem Apple Macintosh. Im Jahr 1996 gehörte Brian Eno zu den Gründern der Long Now Foundation, die ein Bewusstsein für die Wichtigkeit langfristigen Denkens fördern will. Er trat 1998 eine Honorarprofessur an der Berliner Universität der Künste an. Im August des gleichen Jahres trat Eno anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung Brian Eno: Future Light – Lounge Proposal in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland zweimal auf, und beide Auftritte wurde per Webcast live übertragen[2].

Die 2000er Jahre

Brian Eno gründete Anfang 2004 gemeinsam mit Peter Gabriel die Magnificent Union of Digitally Downloading Artists (Mudda).

Er ist zudem Co-Produzent des 2006 erschienenen Albums Surprise von Paul Simon. 2006 veröffentlicht Brian Eno die DVD 77 Million Paintings mit einem generativen Computerprogramm. Er nutzte den Computer, um – basierend auf realen Gemälden – 77 Millionen visuelle Darstellungen als „Originale“ mittels Überblendungen zu generieren und kombinierte diese mit ebenfalls aus Sound-Layern generierter Musik.

Als Produzent begann er 2006 seine Arbeit am vierten Album Viva la Vida or Death and All His Friends der Band Coldplay, welches im Frühjahr 2008 erschien und von Eno zusammen mit Markus Dravs und Rik Simpson produziert wurde. U2 meldeten Anfang Juni 2007 auf ihrer offiziellen Website, dass sich Eno zusammen mit Daniel Lanois zur Aufnahme eines neuen U2-Albums im Studio in Marokko eingefunden habe. Das aus dieser Zusammenarbeit entstandene Album No Line on the Horizon wurde im Februar 2009 veröffentlicht.

2006 gestaltete Eno exklusiv für Nokia die Klingel- und Signaltöne des Mobiltelefons 8800 Sirocco Edition. Zusammen mit dem Musiker und Softwaredesigner Peter Chilvers entwickelte er auch die beiden Programme Bloom und Trope für das iPhone. Beide Programme sowie das von Chilvers auf Basis von Enos Ideen entwickelte Air erzeugen zufallsbasierte unendliche Musikstücke wie bereits 77 Million Paintings.

Im Mai und Juni 2009 gestaltete er das zweite Sound and Light Festival in dessen Rahmen u. a. das Sydney Opera House angestrahlt wurde. 2009 lieferte er den Soundtrack zu Peter Jacksons Film In meinem Himmel (The Lovely Bones). 2010 veröffentlichte die Indietronic Band MGMT ein Lied mit dem Titel Brian Eno.

Im November 2010 erschien Enos Album Small Craft on a Milk Sea bei Warp Records. Anfang Juli 2011 erschien das in Zusammenarbeit mit dem britischen Dichter Rick Holland entstandene Album Drums Between the Bells ebenfalls bei Warp.[3]

Im November 2012, wiederum bei Warp, erschien mit dem Album Lux Brian Enos erstes Solowerk nach sieben Jahren. Die knapp 75-minütige Komposition wurde original konzipiert im Rahmen einer Installation im Reggia di Venaria Reale nahe Turin und war dort auch erstmals zu hören, ehe sie wenige Tage vor ihrer kommerziellen Veröffentlichung (und in Anspielung auf Music for Airports) im Tokioter Flughafen Haneda gespielt wurde. Das Album erhielt überwiegend positive Kritiken[4] und es wurde auf Parallelen zu Enos frühen Ambient-Werken, insbesondere Thursday Afternoon, hingewiesen.

Brian Eno ist Mitglied der 2016 gegründeten Bewegung Demokratie in Europa 2025.[5]

Diskografie (Auswahl)

Roxy Music

  • Roxy Music (1972)
  • For Your Pleasure (1973)

Eno/Brian Eno

  • Here Come the Warm Jets (1973)
  • Taking Tiger Mountain (By Strategy) (1974)
  • Discreet Music (1975)
  • Another Green World (1975)
  • Before and After Science (1977)
  • Music for Films (1978)
  • Ambient 1: Music for Airports (1978) (UK: )[6]
  • Ambient 4: On Land (1982)
  • More Music for Films (1983)
  • Prophecy Theme (Dune from David Lynch) (1984)
  • Thursday Afternoon (1985)
  • More Blank than Frank (Desert Island Selection) (1986)
  • Nerve Net (1992)
  • The Shutov Assembly (1992)
  • Neroli (1993)
  • Headcandy (1994)
  • Glitterbug (1994, Soundtrack)
  • Windows 95 (1995, Soundtrack, The Microsoft Sound)
  • Textures (1996)
  • Generative Music 1 (1996)
  • The Drop (1997)
  • Another Day on Earth (2005)
  • 77 Million Paintings (2006)
  • The Lovely Bones (2009)
  • Small Craft on a Milk Sea (2010)
  • Lux (2012)
  • The Ship (2016)
  • Reflection (2017)
  • Sisters (2017)

Musikprojekte und musikalische Zusammenarbeit mit anderen Künstlern

  • (No Pussyfooting) (1973, mit Robert Fripp)
  • Evening Star (1975, mit Robert Fripp)
  • 801 Live (1976, mit Simon Phillips, Phil Manzanera, Bill MacCormick, Francis Monkman und Lloyd Watson)
  • Mainstream (1975, mit Quiet Sun)
  • Tracks & Traces (1976, mit Harmonia)
  • Cluster & Eno (1977, mit Cluster)
  • After the Heat (1978, mit Dieter Moebius und Hans-Joachim Roedelius)
  • From Ibiza (1979, mit Peter Sinfield)
  • In a Land of Clear Colors (1979, mit Peter Sinfield)
  • Ambient 2: The Plateaux of Mirror (1980, mit Harold Budd)
  • Ambient 3: Day of Radiance (1980, mit Laraaji)
  • Possible Musics (1980, mit Jon Hassell)
  • My Life in the Bush of Ghosts (1981, mit David Byrne)
  • Apollo: Atmospheres and Soundtracks (1983, mit Daniel Lanois und Roger Eno) (UK: )[6]
  • Begegnungen I und II (1984/1985, mit Dieter Moebius, Hans-Joachim Roedelius und Conny Plank)
  • Hybrid (1985, mit Michael Brook und Daniel Lanois)
  • The Pearl (1985, mit Harold Budd)
  • Wrong Way Up (1990, mit John Cale)
  • Wah-Wah (1994, mit James)
  • The Essential Fripp & Eno (1994, mit Robert Fripp)
  • Spinner (1995, mit Jah Wobble)
  • Music for Onmoyoji (2000, Soundtrack, mit J. Peter Schwalm)
  • Drawn from Life (2001, mit J. Peter Schwalm)
  • 18 Keyboard Studies (2002, mit Roger Eno)
  • Music for Films III (2002, mit div. anderen Künstlern)
  • The Equatorial Stars (2004, mit Robert Fripp)
  • Everything That Happens Will Happen Today (2008, mit David Byrne)
  • Small Craft on a Milk Sea (2010, mit Jon Hopkins und Leo Abrahams)
  • Drums Between the Bells (2011, mit dem Dichter Rick Holland)
  • Someday World (2014, mit Karl Hyde)
  • High Life (2014, mit Karl Hyde)

Als Produzent, Remixer oder Mitmusiker (Auswahl)

  • Captain Lockheed and the Starfighters (Robert Calvert/Hawkwind, 1974)[7]
  • The End… (Nico, 1974)
  • Ultravox! (Ultravox, 1977)
  • Low (1977), Heroes (1977) und Lodger (1979) von David Bowie
  • Q: Are We Not Men? A: We Are Devo (Devo, 1978)
  • More Songs About Buildings and Food (Talking Heads, 1978)
  • Fear of Music (Talking Heads, 1979)
  • Remain in Light (Talking Heads, 1980)
  • The Unforgettable Fire (U2, 1984)
  • The Joshua Tree (U2, 1987)
  • Laid (James, 1993)
  • Zooropa (U2, 1993, zusammen mit Flood und The Edge)
  • I Feel You – Life’s Too Short Mix (Depeche Mode, 1993)
  • In Your Room – Apex Mix mit Markus Dravs (Depeche Mode, 1994)
  • God (Philip Boa, 1994)
  • Original Soundtracks 1 (mit U2 als „Passengers“, 1995)
  • Trainspotting (Titel: Deep Blue Day zum Soundtrack des Films, 1996)
  • Millionaires (James, 1999)
  • Traffic (Titel An Ending (Ascent) zum Soundtrack des Films, 2000)
  • Pleased to Meet You (James, 2001)
  • 28 Days later (Titel: An Ending (Ascent) zum Soundtrack des Films, 2003)
  • Surprise (Paul Simon, 2006)
  • Viva la Vida or Death and All His Friends mit Markus Dravs und Rik Simpson (Coldplay, 2008)
  • No Line on the Horizon mit Daniel Lanois und Steve Lillywhite (U2, 2009)
  • Wall Street: Geld schläft nicht (Soundtrack zum Film, zusammen mit David Byrne, 2010)

Ausstellungen (Auswahl)

Bücher

  • Brian Eno: A year with swollen appendices. Tagebucheinträge und Aufsätze, Faber and Faber, 1996, ISBN 0-571-17995-9.

Auszeichnungen

  • 1994: Frankfurter Musikpreis
  • 1998: 01 award (UdK-Berlin)
  • 2007: Royal College of Art Award
  • 2014: Giga-Hertz-Preis, verliehen vom ZKM | Institut für Musik und Akustik und dem Freiburger Experimentalstudio des SWR

Weblinks

 Commons: Brian Eno – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Brian Eno – „Ambient 1: Music For Airports“ (auf laut.de). 11. August 1999, abgerufen am 27. Februar 2015.
  2. Projektbeschreibung (auf 235media.de). 27. August 1998, abgerufen am 27. Februar 2015.
  3. Brian Eno – Drums Between the Bells. De:Bug, 20. April 2011, abgerufen am 21. April 2011.
  4. Brian Eno – Lux, auf metacritic.com
  5. Website der Bewegung (DiEM25).
  6. a b Auszeichnungen für Musikverkäufe: UK
  7. Lemmy Kilmister: White Line Fever, München 2016, S. 88.
Diese Seite wurde zuletzt geändert am 04.02.2018 21:12:41

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