Roman Haubenstock-Ramati

geboren am 27.2.1919 in Kraków, Województwo malopolskie, Polen

gestorben am 3.3.1994 in Wien, Österreich

Roman Haubenstock-Ramati

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Roman Haubenstock-Ramati (* 27. Februar 1919 in Krakau; 3. März 1994 in Wien) war Musiklektor, -lehrer und Komponist Neuer Musik in Krakau, Tel Aviv und Wien.

Leben

Haubenstock-Ramati studierte von 1937 bis 1940 Komposition, Musiktheorie, Violine und Philosophie in Krakau und Lemberg. Er war Schüler von Artur Malawski und Józef Koffler. 1939 war seine Familie vor den Deutschen nach Lemberg geflohen, das aufgrund des Hitler-Stalin-Paktes von der Sowjetunion einverleibt wurde. Aufgrund seiner Mehrsprachigkeit wurde er 1941 kurz vor dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion unter dem Vorwurf der Spionage verhaftet und über Odessa nach Tomsk deportiert. Dort wurde er für die polnische Anders-Armee rekrutiert und kam mit dem 2. Polnischen Korps nach Palästina.

Die willkürliche Verhaftung 1941 rettete ihn vor dem Holocaust, dem seine Eltern zum Opfer fielen. 1947 kehrte er nach Polen zurück und war dort bis 1950 Leiter der Musikredaktion beim Rundfunk in Krakau. Da er noch ein Visum für Palästina hatte, konnte er schließlich 1950 mit seiner Frau Emilia mit dem letzten offiziellen Transport auswandern. Ab 1950 war er Professor an der Musikakademie Tel Aviv, wo er auch den Aufbau einer musikalischen Zentralbibliothek leitete. 1957 erhielt er ein sechsmonatiges Stipendium für die Académie für Musique concrète in Paris und traf dort auf Pierre Schaeffer. 1958-1968 war er Lektor für Neue Musik bei der Universal Edition Wien. 1959 kuratierte er die erste Ausstellung musikalischer Graphiken bei den Donaueschinger Musiktagen.

Zudem war er als Gastdozent und Leiter von Kompositionsseminaren in Tel Aviv, Stockholm, Darmstadt, Bilthoven (Niederlande) und Buenos Aires tätig und hatte ab 1973 eine Professur für Komposition an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien inne, wo er 1989 emeritierte. Zu seinen wichtigsten Schülern zählen Bruno Liberda, Beat Furrer, Mayako Kubo und Peter Ablinger.

In der Frühphase zeigen seine Kompositionen den Einfluss von Anton Webern und der Reihentechniken. Früh wandte er sich graphischen Notationstechniken zu (beispielsweise in Séquences für Violine und Orchestergruppen (1958), ab 1970 intensiver). Er entwickelte in der Folge auch variable Musik bzw Mobiles, bei der die musikalische Struktur im Ermessen der Interpreten deutlich verändert werden kann. Haubenstock-Ramati wirkte auch als Graphiker und Maler.

Auszeichnungen

  • 1962: Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
  • 1981: Großer Österreichischer Staatspreis für Musik

Werke

  • Streichtrio (1948)
  • Ricercari für Streichtrio (1952)
  • Bénédictions/Blessings (1954 für Sopran und 9 Instrumente)
  • Recitativo e aria (1955 für Cembalo und Orchester)
  • Les symphonies des timbres (1957 für Orchester)
  • Chants et prismes (1958 für Orchester)
  • Séquences (1958 für Violine und Orchester)
  • Mobile for Shakespeare (1958 für Stimme und 6 Spieler)
  • Credentials or think, think, Lucky (1960)
  • Petite Musique de Nuit (1960, Mobile für Orchester)
  • Mobile für 6 Schlagzeuger (1960)
  • Vermutungen über ein dunkles Haus (1964 für 3 Orchester)
  • Amerika (Musiktheater 1961-1964, UA Deutsche Oper Berlin 1966, Neufassung Graz 1992 unter Beat Furrer) nach Franz Kafka, Der Verschollene
  • Tableau I (1967 für Orchester)
  • Symphonie K (1967 für Orchester)
  • Psalm (1968 für Orchester)
  • Jeux 2 (1969, Mobile für 2 Schlagzeuger, als Divertimento auch Bühnenfassung)
  • Catch I (1968 für Cembalo)
  • Catch II (1969 für 1-2 Klavier)
  • Catch III (1969 für Orgel)
  • Alone (1969 für Posaune und einen Mimen)
  • La comédie (1969, Anti-Oper für 3 Sprechstimmen und 3 Schlagzeuger)
  • Modelle 1 - 12 (1970 für Schulorchester)
  • Tableau II (1970 für Orchester)
  • Tableau III (1971 für Orchester)
  • Discours (1972 für Gitarre und Sprechstimme)
  • Comédie, Poetics for J. Joyce I u. II (1972 für Tonband und Live-Elektronik)
  • Erstes Streichquartett (1973)
  • Sonans für 6 Vokalisten (1974)
  • Concerto per archi (1976)
  • Zweites Streichquartett (1978)
  • Ulysses (Ballett 1977)
  • Mobile für 16 Klavier (1984)
  • Zeichen für S.B (1988 für Ensemble)
  • Sonate für Klavier (1983, rev 1989)
  • Zweites Streichtrio (1985)
  • Invocations (für Kammerorchester 1990)
  • Polyphonien für Ensemble (1993)
  • Equilibre für 9 Musiker (1993)

Weblinks

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