Joe Cocker

Joe Cocker

geboren am 20.5.1944 in Sheffield, South Yorkshire, England, Grossbritannien

gestorben am 22.12.2014 in Crawford, CO, USA

Joe Cocker

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John Robert „Joe“ Cocker, OBE (* 20. Mai 1944 in Sheffield, West Riding of Yorkshire; † 22. Dezember 2014 in Crawford, Colorado, USA) war ein britischer Rock- und Blues-Sänger. Der Grammy-Preisträger nannte sich in jungen Jahren auch Vance Arnold.

Leben

Von 1944 bis Ende der 1960er Jahre

Joe Cocker wuchs zusammen mit einem drei Jahre älteren Bruder in seinem Geburtsort Sheffield auf. Mit 16 Jahren verließ er die Schule.[1] Der gelernte Gasinstallateur begann seine Musikerkarriere im Alter von 15 Jahren in mehreren kleineren Bands in seiner Heimatstadt. Seine erste Band war „Vance Arnold and the Avengers“ (sein Künstlername war Vance Arnold), die immerhin einen Auftritt der Rolling Stones eröffnete. Die nächste Band hieß „Big Blues“ (1963). Damals unterzeichnete Cocker einen Vertrag bei Decca Records, veröffentlichte seine erste Single mit dem Lennon/McCartney-Titel I’ll Cry Instead (1964), beendete nach fünf Jahren seine Installateurtätigkeit und gründete schließlich The Grease Band (1966). 1968 schaffte er es zum ersten Mal mit seiner Musik in die britischen Singlecharts. Der Song Marjorine, den er zusammen mit Chris Stainton komponierte, kletterte im Mai ’68 bis Platz 48.

Der große Durchbruch gelang ihm dann Ende 1968 mit einer Coverversion des Beatles-Liedes With a Little Help from My Friends, Platz 1 im Vereinigten Königreich,[2] in Deutschland Rang 3.[3] Um Finanzen oder Verträge kümmerte sich Cocker zunächst nur sehr nachlässig, so dass er im selben Jahr eine 56-tägige US-Tournee absolvieren musste, obwohl er sich gerade von seiner Band getrennt hatte und aufgrund der Vertragsbedingungen kaum finanziellen Nutzen daraus ziehen konnte. Seine Manager ließen ihn auf zahlreichen Festivals auftreten, um ihn zu bewerben.

Im August 1969 eröffnete er den dritten Tag des Woodstock-Festivals. Seine gefühlvoll zappelnde und zuckende Bühnengestik, die er vor dem Mikrofon pflegte, wurde von da an sein Markenzeichen. Während des Gitarrensolos von With a Little Help from My Friends bildete er die Musik unbewusst mit bloßen Händen nach und prägte so die Bewegungsformen der Luftgitarre.[4][5][6][7] Ebenfalls 1969 trat er in den USA in Ed Sullivans Fernsehshow auf.

In den 1970er Jahren

Auch ein Großteil seiner weiteren Plattenerfolge waren Cover-Versionen wie She Came In Through the Bathroom Window, ebenfalls von den Beatles, oder The Letter von The Box Tops, beide 1970. Andere frühe Hits hatte Cocker mit Cry Me a River (1970), im Original 1955 von Julie London, Dave Masons Feelin’ Alright (1969/1972) und das von Billy Preston und Bruce Fisher geschriebene You Are so Beautiful (1974), die sich allesamt, teilweise als Live-Versionen, in den Top-40 der US-Billboard-Charts platzieren konnten.[8]

Ein wichtiger Songwriter für Cocker war Leon Russell, der für ihn unter anderem den britischen Top-Ten-Hit Delta Lady[2] im Jahre 1969 komponierte, die als Mad Dogs & Englishmen bekannte Tournee organisierte und auch selbst als Gitarrist und Keyboarder zur Band gehörte. Während dieser 56-tägigen Tour quer durch die USA, von Detroit nach San Bernardino (Kalifornien), spielte Cocker 1970 zusammen mit einer Big Band von 40 Musikern das gleichnamige Live-Album ein, das in Großbritannien bis auf Platz 16 der LP-Charts kam.[9] Diese Tournee wurde auch verfilmt und kam als Konzertfilm mit demselben Titel in die Kinos.

Zusammen mit dem ebenfalls 1944 in Sheffield geborenen Bassisten Chris Stainton verfasste Cocker aber auch eigene Songs. Stainton war schon in Cockers frühen Bands Mitglied, gehörte zur Live-Formation beim Woodstock-Festival und auf der Mad Dogs & Englishmen Tour, und war bis einschließlich des 1972 erschienenen Albums Something to Say an nahezu allen Aufnahmen beteiligt. Während dieser Zusammenarbeit entstanden Lieder wie High Time We Went (Platz 22 in den USA[8]), Pardon Me Sir oder Woman to Woman, dessen Groove und markantes Piano-Riff unter anderem von 2Pac in dessen 1996er Top-Hit California Love gesampelt wurde.[8]

Anfang der 1970er Jahre bekam Cocker Probleme mit verschiedenen Suchtmitteln, was sich negativ auf die Qualität und den Verkauf seiner Musik auswirkte. Nach seinen ersten Erfolgen hatte er bald wieder Geldprobleme. Laut eigener Aussage vergaß Cocker zudem einen 100.000 Dollar-Scheck in einer Jeans, die seine Mutter in der Waschmaschine gewaschen hatte. Er habe sich auch nicht darum bemüht, einen Ersatzscheck zu bekommen, weil er drogenabhängig war.[4][10]

Jahrelang nahm er nichts Neues auf, sondern tourte permanent, um seine Rechnungen zahlen zu können. Psychische Probleme machten seine Konzerte oftmals zu einem Risiko und führten 1974 sogar zu einem Haftaufenthalt. Wegen dieses Haftaufenthaltes aufgrund von verschiedenen Straftaten (unter anderem Drogendelikten und Körperverletzung) konnte ein Konzert in Wien nicht stattfinden.

Seit den 1980er Jahren

1981 ging er eine Kooperation mit den Crusaders ein. Er veröffentlichte den Titel I'm So Glad I'm Standing Here Today und das Album Sheffield Steel (1982). Cocker landete in den folgenden Jahren mehrere große Charts-Hits wie When The Night Comes (US Platz 11[8]), N’oubliez jamais, Unchain My Heart (von Bobby Sharp) oder Up Where We Belong im Duett mit Jennifer Warnes (Platz 1 in den USA,[8] 7 im UK,[2] 6 in D[11]). Randy Newmans You Can Leave Your Hat On wurde in Cockers Version 1986 weltberühmt. Der Song wurde im US-Erotikfilm 9½ Wochen gespielt.

Ebenfalls 1987 kam es zur Zusammenarbeit mit dem deutschen Rocksänger und Komponisten Klaus Lage sowie dem Sänger, Komponisten, Liedermacher und Texter Diether Dehm. Unter anderem entstand der Titelsong Now, That You’re Gone für die WDR-Kinoproduktion Zabou. Im Jahr 1988 durfte Cocker als einer von wenigen westlichen Musikern zweimal vor insgesamt 170.000 Menschen[12] in der DDR auftreten, nämlich in Berlin und in Dresden, wo seitdem die Cockerwiese im Volksmund seinen Namen trägt. Cocker sang 1995 den Bier-Werbesong Sail Away (im Original von Hans Hartz) für die Bremer Brauerei Beck’s. 1996 trat er in der Fernsehproduktion Crossroads zusammen mit der Kelly Family auf. Unter anderem präsentierte er dort Up Where We Belong zusammen mit Kathy Kelly.

Seit den 2000er Jahren

2002 trat Cocker zusammen mit Phil Collins und Brian May bei der Party at the Palace auf, die anlässlich des goldenen Thronjubiläums von Königin Elisabeth II. stattfand.

Am 16. Juni 2007 wurde Cocker von Königin Elisabeth II. zum Officer of the Order of the British Empire (OBE) ernannt und am 22. September 2007 im Rahmen des SWR3 New Pop Festivals für sein Lebenswerk mit dem „Pioneer of Pop“ ausgezeichnet. Ebenfalls 2007 war Cocker im US-Filmmusical Across the Universe in einer Nebenrolle als Tramp, Zuhälter und Hippie zu sehen und dabei zum ersten Mal als Filmschauspieler tätig.[13]

Das im Oktober 2010 veröffentlichte Album Hard Knocks erreichte auf Anhieb die Spitze der deutschen Charts. Am 2. Februar 2013 erhielt er die Goldene Kamera für sein Lebenswerk.

Dem 2012 veröffentlichten Studioalbum Fire it up folgte eine ausgedehnte Tournee, die 2012 in den USA begann und 2013 nach Europa führte. Allein in Deutschland spielte Cocker dabei 25 Konzerte.[14] Das Konzert vom 22. April 2013 in der Kölner Lanxess Arena wurde später komplett auf CD und DVD unter dem Titel Fire it up Live veröffentlicht. Das Abschlusskonzert der Tournee und gleichzeitig Cockers letzter Live-Auftritt fand am 7. September 2013 auf der Freilichtbühne Loreley bei Sankt Goarshausen statt.

Cocker starb laut seinem Management in der Nacht auf den 22. Dezember 2014 in seinem Haus auf der „Mad Dog Ranch“ in Crawford, Colorado an Lungenkrebs.[15]

Privatleben

Am 11. Oktober 1987 heiratete Cocker die US-amerikanische Erzieherin Pam Baker, die er 1979 kennengelernt hatte[16] und lebte danach recht zurückgezogen in Crawford, Colorado, wo er eine Ranch namens Mad Dog Ranch mit 80 Hektar Grundbesitz betrieb. Er besaß dort auch eine Eisdiele, die seine Frau führte.[17] 1999 gründete er zusammen mit seiner Frau eine karitative Stiftung, die „Cocker Kids' Foundation“, die sich mit Sport-, Schul- und Kulturprojekten für Kinder aus dem Landkreis, in dem sich Joe Cockers Ranch befindet, engagiert.[18] Cocker erklärte in einem ausführlichen Interview, das Markus Kavka 2012 mit ihm auf seiner Ranch für das ZDF führte, wie er dazu kam, seinen Wohnsitz in eine solch abgelegene Bergwelt (ca. 2000 m hoch gelegen) zu verlegen. 1990 habe er in einem Ski-Resort, das etwa eine Stunde von seinem späteren Haus entfernt liegt, ein Konzert gegeben. Zusammen mit seiner Frau Pam habe er sich in die Landschaft verliebt und ursprünglich geplant, nur die Sommer dort zu verleben. Pam habe schon längere Zeit Entwürfe gezeichnet, wie ein Traumhaus aussehen solle. Sie fanden eine entsprechende Immobilie dort und zogen im gleichen Jahr von Santa Barbara, Kalifornien nach Colorado. Die Ausstattung umfasste auch einen großen antiken Snooker-Tisch, der bereits einem Sohn von Queen Victoria gehört habe. Als Hobby betrieb er dort seit 1990 Gewächshäuser für die Zucht von Tomaten und anderem Gemüse.[19] Dazu sei es gekommen, weil in seiner Künstler-Bio vor Jahren ein Hinweis stand, dass er Tomaten züchte. Daraufhin habe er häufig von Bürgermeistern, in deren kleineren Orten er aufgetreten sei, Tomatensamen erhalten.[20][21] Eine Zeitlang hielt er dort afrikanische Rinder; als ihm die Arbeit zu viel wurde, hörte Cocker damit auf.

„Ich liebe es, jeden Tag nach ihnen zu sehen, diese Pflanzen zu pflegen.“

Joe Cocker[22]

Diskografie

Studioalben:

  • With a Little Help from My Friends, 1969
  • Joe Cocker!, 1969
  • Something to Say, 1972
  • I Can Stand a Little Rain, 1974
  • Jamaica Say You Will, 1975
  • Stingray, 1976
  • Luxury You Can Afford, 1978
  • Sheffield Steel, 1982
  • Civilized Man, 1984
  • Cocker, 1986
  • Unchain My Heart, 1987
  • One Night of Sin, 1989
  • Night Calls, 1991
  • Have a Little Faith, 1994
  • Organic, 1996
  • Across from Midnight, 1997
  • No Ordinary World, 1999
  • Respect Yourself, 2002
  • Heart & Soul, 2004
  • Hymn for My Soul, 2007
  • Hard Knocks, 2010
  • Fire It Up, 2012

Auszeichnungen

  • 1983: Grammy Award im Bereich Pop mit Jennifer Warnes. Beste Darbietung eines Duos oder einer Gruppe mit Gesang mit dem Song „Up Where We Belong“.
  • 1996: Goldene Kamera, Bester Musiker
  • 2007: Offizier, Order of the British Empire (OBE)
  • 2007: SWR „Pioneers of Pop“-Award auf dem SWR3-New Pop Festival für sein Lebenswerk
  • 2013: Die Goldene Kamera in der Kategorie „Musik Lebenswerk“
sowie
  • 1988 Nominierung: Grammy Award for Best Solo Rock Vocal Performance
  • 1989/1990/1991 Nominierungen: Grammy Award for Best Male Rock Vocal Performance
  • 1993 Nominierung: Brit Award Kategorie „British male solo artist“ [23]
  • Nominierungen Echo: 1998, 1999, 2013, 2014
  • Mojo: „Top 100 Singers Of All Time“, Rang 58, 1999 [24]
  • Rolling Stone: „Die 100 besten Sänger aller Zeiten“ (100 Greatest Singers of All Time), Rang 97, 2008 [25]

Literatur

  • Petra Zeitz: Joe Cocker. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 1993, ISBN 3-404-61256-6.
  • Julian P. Bean: Joe Cocker. The Authorised Biography. Virgin Books, London 2003, ISBN 1-85227-043-8. Ursprünglich als:
  • Julian P. Bean: Joe Cocker. With a Little Help from My Friends. The Authorized Biography. Omnibus Press, London/New York 1990, ISBN 0-7119-2226-8. Deutsche Übersetzung:
  • Julian P. Bean: With a Little Help from My Friends. Joe Cocker. Durch die Hölle zum Erfolg. Autorisierte Biographie. Hannibal-Verlag, Wien 1991, ISBN 3-85445-064-8.
  • Christof Graf: Joe Cocker – Die Biographie. Mit Gänsehaut durch die Jahrzehnte. Hannibal-Verlag, 2. Auflage, Höfen 2015, ISBN 978-3-85445-475-5.

Weblinks

 Commons: Joe Cocker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ich schrie und der Himmel öffnete sich; Tagesspiegel, 7. November 2010; abgerufen am 23. September 2017
  2. a b c everyhit.com, Suchmaske, „Joe Cocker“.
  3. Hit-Bilanz. Deutsche Chart Singles 1956–1980. Taurus-Press, ISBN 3-922542-24-7.
  4. a b Der Spiegel 36/1997: Ich war schon ganz unten
  5. John McKenna, Michael Moffitt: The Complete Air Guitar Handbook, S. 47, 1981, Pocket Books, ISBN 978-0-671-49677-7
  6. Peter Buckley: The Rough Guide to Rock, S. 1763, 3rd Edition, Rough Guides, 1999, ISBN 978-1-85828-457-6
  7. Airstory: A record of air guitar history, trivia, and miscellany (Memento vom 28. März 2016 im Internet Archive)
  8. a b c d e Joel Whitburn: The Billboard Book of Top 40 Hits, ISBN 0-8230-7690-3.
  9. everyhit.com, Suchmaske, „Joe Cocker“, Kategorie: Album.
  10. tagesspiegel.de: Sonntagsinterview: „Ich schrie – und der Himmel öffnete sich“
  11. Hit-Bilanz. Deutsche Chart Singles 1981–1987. Taurus-Press, ISBN 3-922542-34-4.
  12. Kultur in der DDR. Exodus und kulturelle Eiszeit (Memento vom 23. April 2006 im Internet Archive). Auf der Seite des Department of Germanic Studies, Trinity College, Dublin, tcd.ie.
  13. Joe Cocker in der Internet Movie Database (englisch).
  14. Bandsintown.com: Joe Cocker Tour History 2007–2013 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  15. Rocksänger Joe Cocker ist tot, Seite auf www.zeit.de, abgerufen am 22. Dezember 2014.
  16. Julian P. Bean: Joe Cocker. The Authorised Biography. Virgin Books, London 2003, ISBN 1-85227-043-8, S. 171.
  17. Der Rock- und Blues-Altmeister Joe Cocker zu Gast bei den NRW-Lokalradios (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive)
  18. Joe Cocker, britischer Blues- und Rocksänger Munzinger-Archiv
  19. fr.de: Die Leute hatten Angst vor mir
  20. Zwischen Rindern und Tomaten – Wo Joe Cocker lebte und starb, Artikel in der WAZ, abgerufen am 3. Juni 2016
  21. Number One! Musikmagazin von Markus Kavka. Interview mit Joe Cocker. Tomato at 2:50 min. youtube.com, 1. Mai 2014, abgerufen am 18. April 2018 (Video, englisch).
  22. Interview mit Joe Cocker auf Volume.at, abgerufen am 3. Juni 2016
  23. Theguardian.com: Joe Cocker, Grammy-winning singer, dies at age of 70 abgerufen am 25. Dezember 2014
  24. " Mojo – Top 100 Singers Of All Time – Issue 66 – May 1999 abgerufen am 25. Dezember 2014
  25. Rolling Stone: "100 Greatest Singers of All Time Dezember 2010 abgerufen am 25. Dezember 2014
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